Hornissen leiden unter nassem Wetter
Erfurt (dpa/th) - Die Hornissen leiden in diesem Jahr in Deutschland unter den ungewöhnlichen Wetterverhältnissen. Im Frühling heizten sich die ersten Brutstätten der Insekten zu stark auf und während des regnerischen Sommers fanden Hornissen kaum Nahrung.
Nach Meinung des Hornissen-Experten Jochen Zippel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Thüringen fehlt es vor allem an geeigneten Nistplätzen in den Wäldern. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa forderte er mehr Brutkästen. Davon könnte auch die Forstwirtschaft profitieren, ist sich Zippel sicher.
„Im Frühjahr sind viele Bruten "zerkocht"“, sagte Zippel. Bei Temperaturen von 30 Grad im Schatten, könne es unter Hausdächern und in Scheunen bis zu 60 Grad warm werden. „Das überleben die Maden nicht. Die Königin sucht dann einen neuen Platz, aber die zweite Brut fällt wesentlich kleiner aus“, erklärte der Fachmann. Der neue Hornissenstock bestehe dann nur noch aus etwa acht Waben, statt etwa zwölf bis 14 im ersten Nest. In diesem Sommer komme zu allem Übel noch der viele Regen. „Bei Regen fliegen die Hornissen kaum aus ihrem Nest und finden nicht genügend Nahrung für die Brut“, sagte Zippel. In Wäldern hätten Hornissen bessere Bedingungen, um Wetterextremen zu trotzen. „Dort ist das Temperaturgefälle nicht so groß und es besteht immer eine gewisse Luftzirkulation.“ Außerdem sei das Nahrungsangebot reicher.
Im Gegensatz zu Wespen holen sich Hornissen ihre Nahrung nicht vom gedeckten Kaffeetisch. Sie mögen es fleischig und kosten nur selten von Fallobst oder Baumsäften. Auf ihrem Speiseplan stehen Insekten. Bis zu einem halben Kilogramm verspeist ein Volk jeden Tag. „Hornissen fressen alle Insekten, die sie bewältigen können. Dazu zählen auch Borkenkäfer“, erklärt Zippel.
Doch Forstbetriebe rauben den natürlichen Schädlingsbekämpfern die Nistgrundlage, weil sie totes Altholz aus den Wäldern verbannen. In holen Bäumen nisten Hornissen am liebsten. „Nester unter Hausdächern und in Scheunen sind nur Notunterkünfte, weil die Tiere keine anderen Plätze gefunden haben“, sagte Zippel. Das Aufstellen von Nistkästen für Hornissen nach einer Umsiedlung sei zu stark reglementiert, findet er. In Naturschutzgebieten seien Nistkästen beispielsweise tabu und dürften nur mit Sondergenehmigung aufgestellt werden.
Wer im eigenen Heim ein Hornissennest findet, muss nicht in Panik ausbrechen. „Wenn die Leute einen Abstand von fünf Metern einhalten, sollte nichts passieren.“ Ein Hornissennest zu beseitigen, sei hingegen gar nicht so einfach. „Dafür brauchen sie eine Genehmigung vom jeweiligen Landkreis, weil Hornissen unter Naturschutz stehen“, erzählte Zippel.
Für die fachmännische Beseitigung müssen Hausbesitzer bezahlen. Die Kosten sind unterschiedlich, liegen aber meist bei etwa 100 Euro. In einigen Fällen muss das Nest umgesetzt werden. „Das ist sehr schwierig, weil die Hornissen dann eine Zeit lang gefüttert werden müssen“, sagte Jochen Zippel. Aus den Zutaten für den Futterbrei macht der Naturfreund jedoch ein Geheimnis. „Da stecken viele Jahre Erfahrung drin. Ich habe darauf schon ein Patent angemeldet“, verriet er.
Entgegen der landläufigen Meinung ist der Stich einer Hornisse nicht gefährlicher als der einer Biene oder Wespe. Hornissen seien auch nicht aggressiv, betonte der Experte. „Es kommt allein auf das Verhalten des Menschen an.“