Horst Schlämmer altert nicht

45 Minuten benötigt Inge Geiss, dann ist aus Hape Kerkeling der Star-Reporter geworden.

Bergisch Gladbach. Für einen kurzen Moment hat er vergessen, dass er an diesem Tag jemand anderes ist. Hape Kerkeling ruft um Hilfe: "Inge, ich habe aus Versehen meinen Drei-Tage-Bart abrasiert. Ich habe nicht daran gedacht, dass ich heute Horst Schlämmer bin."

Doch zum Glück hat er Inge Geiss, die mit einem Spezialkleber und künstlichen Bartstoppeln schnell aushilft. Dank ihr ist der Drehtag für Schlämmers große Politiker-Karriere im Kinofilm "Isch kandidiere" gerettet. Die 51-jährige Bergisch Gladbacherin ist Kerkelings Maskenbildnerin.

Seit mehr als zwei Jahren arbeitet Inge Geiss für Hape Kerkeling. Sie verwandelt ihn in Gisela, Uschi Blum, Ulla Schmidt, Ronald Pofalla oder Angela Merkel - und eben in Horst Schlämmer. "Es ist einfach toll, mit Hape zu arbeiten", sagt Geiss, und man sieht ihr die Begeisterung an. "Es macht riesigen Spaß. Er kann über sich selbst lachen. Und er ist immer auf dem Boden geblieben, das rechne ich ihm besonders hoch an."

Kennengelernt hat sie Kerkeling schon vor 24 Jahren beim WDR. Geiss machte eine Ausbildung zur Maskenbildnerin, er schaffte mit seiner Comedyshow "Känguru" gerade den Durchbruch im Fernsehen. "Wir waren beide Anfänger", blickt Geiss auf die damalige Zeit zurück.

Danach verloren sie sich aber aus den Augen - bis vor zweieinhalb Jahren: Geiss schminkte für die RTL-Show "Let's dance" Nazan Eckes und traf dort Kerkeling wieder. "Hape vergisst einen nicht", erzählt Geiss. "Er hat mich sofort wiedererkannt und gefragt, ob ich für ihn arbeiten will."

Seitdem ist die Gladbacherin immer vor Ort, wenn Kerkeling eine neue Identität annimmt. "Ich war total überrascht, als er mir sagte, dass ich selbstverständlich auch beim Kinofilm dabei sein würde", erinnert sie sich. In dem Film hat sie sogar selbst einen kurzen Auftritt vor der Kamera. Make-up auftragen, Augenringe und Falten hervorheben, Haut mit Stoppelschwämmchen tupfen, Perücke, Schnurrbart, Zähne: Bis Horst Schlämmer fertig ist, dauert es ganze 45 Minuten.

Bevor er sich in seine Kandidatur als Bundeskanzler stürzte, verpasste ihm Geiss ein "moderneres" Aussehen. Die Haare haben einen gelblichen Nikotinstich bekommen. "Und Horst schneidet sich jetzt die Nasenhaare. Er will unser Kanzler werden, da muss er schon ein bisschen vernünftig aussehen", sagt sie.

Die Perücken aus Kunsthaar nimmt sie zur Pflege jedes Mal wieder mit nach Hause. Auch die von Gisela, die im Werbespot der Gladbacher Firma Krüger genüsslich Kaffee schlürft. "Eine Perücke soll absolut realistisch sein, obwohl die Person nicht realistisch ist", beschreibt Geiss die Herausforderung. Absolut zufrieden sei sie nie: "Es gibt immer Kleinigkeiten zu verbessern - und das finde ich so schlimm an meinem Beruf", sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Dabei ist die Maskenbildnerei längst nicht mehr ihre einzige Aufgabe. Vor dreieinhalb Jahren hat sie ein Fitnessstudio für Frauen eröffnet. Zuvor war sie freiberuflich tätig, schminkte TV-Stars von Peter Kloeppel bis Frank Elstner und Politiker von Gerhard Schröder bis Roman Herzog für Auftritte vor der Kamera.

Ihren neuen Job könne sie gut mit dem alten kombinieren. Und es gibt noch einen anderen Vorteil: "Horst Schlämmer hat Rücken, Füße und Kreislauf. Da kann ich ihm gleich die richtigen Tipps geben." Apropos, wie sieht Schlämmer denn eigentlich in zehn Jahren aus? Geiss lacht: "Er hat kein Alter, dafür sorge ich schon."