Hunderttausende warten nach „Sandy“ auf Normalität
New York (dpa) - Auch eine Woche nach Wirbelsturm „Sandy“ leben die Menschen in großen Teilen der betroffenen Gebiete an der US-Ostküste immer noch unter katastrophalen Bedingungen. Fast zwei Millionen Häuser und Wohnungen waren weiter ohne Strom, davon 900 000 in New Jersey und 700 000 im Bundesstaat New York.
Bei Temperaturen von nachts nur noch knapp über Null Grad harren viele Menschen seit Tagen in eiskalten Wohnungen aus. Weil viele Aufzüge nicht funktionieren, können gerade ältere Menschen in der von Hochhäusern geprägten Millionenmetropole New York ihre Wohnungen in hoch gelegenen Stockwerken seit „Sandy“ nicht mehr verlassen.
Die Benzin-Knappheit führte weiter zu kilometerlangen Schlangen an den Tankstellen. Viele Taxifahrer oder Mietauto-Verleiher mussten ihre Wagen wegen fehlenden Benzins vorübergehend stilllegen. Am frühen Montagmorgen (Ortszeit) erschütterte zudem ein kleines Erdbeben der Stärke 2,0 die betroffenen Regionen in New Jersey. Von Verletzten oder Schäden wurde zunächst nichts bekannt.
Der Kälte-Einbruch hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht: Ein neuer Winter-Sturm rollt bedrohlich auf die US-Ostküste zu. Er soll zwar Meteorologen zufolge weit weniger gefährlich als „Sandy“ sein, könnte aber starken Wind, Regen und noch eisigere Temperaturen im Gepäck haben. Die Stadt ließ Tausende Decken verteilen, Frierende wurden aufgefordert, in die beheizten Notunterkünfte zu kommen. Die Zahl der Toten stieg dem Nachrichtensender CNN zufolge allein in den USA auf 110, davon 47 in New York. Zuvor hatte „Sandy“ in der Karibik bereits 67 Menschen in den Tod gerissen.
New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg fürchtet, dass bis zu 40 000 New Yorker neue Behausungen brauchen, weil ihre Häuser oder Wohnungen abgebrannt oder nach Überflutungen nicht mehr zu bewohnen sind. In der Millionenmetropole ist Wohnraum ohnehin knapp und teuer. „Das wird eine enorme Aufgabe.“
Der Weg zur Arbeit wurde für viele New Yorker am Montagmorgen zur Geduldsprobe: Immer noch fuhren nicht alle öffentlichen Verkehrsmittel - und Busse, U-Bahnen und Züge, die wieder unterwegs waren, waren meist überfüllt. Auf den Straßen in Richtung Manhattan bildeten sich kilometerlange Staus.
Auch mehr als eine Million Kinder und Jugendliche sollten am Montag wieder in ihre Schulen zurückkehren. Allerdings waren allein 57 Schulen nach offiziellen Angaben zu sehr zerstört, um wieder aufzumachen. 29 hatten keinen Strom und acht wurden für Notunterkünfte gebraucht. Zehntausende Kinder müssen deshalb neuen Schulen zugeteilt werden, viele von ihnen können frühestens am Mittwoch wieder am Unterricht teilnehmen.