Ilona Christen mit 58 gestorben
Eine Blutvergiftung wurde der Talk-Pionierin zum Verhängnis. 1999 hatte sie sich vom TV zurückgezogen.
Ennetbürgen. Die frühere Fernsehmoderatorin Ilona Christen ist im Alter von 58 Jahren in der Schweiz gestorben. Dies bestätigte der Gemeindeschreiber von Ennetbürgen, Othmar Egli, am Sonntag. Die amtliche Mitteilung über ihren Tod sei am Freitag eingegangen. Nähere Einzelheiten nannte er nicht.
Christens Ehemann Ambros Christen (50) sagte der Schweizer Zeitung "Sonntagsblick": "Ein Sturz, ein Hämatom und eine böse Blutvergiftung gingen dem Abschied voraus." Und weiter: "Für meine Frau war es zuletzt nicht immer einfach. Sie hat ihr Leben lang sehr intensiv und hart gearbeitet. Das ging nicht spurlos an ihrem Körper vorbei." Nun hatten ihr die nötige Kraft und Robustheit gefehlt, um den tödlichen Verlauf der Krankheit abzuwehren.
Er sagte weiter: "Als sie ging, schien es, als ob sie schon abgeschlossen hatte. Jetzt ist Ilona an einem besseren Ort." Christen lebte mit ihrem Mann in dem kleinen Ort Ennetbürgen am Vierwaldstätter See.
Diesen stillen Rückzugsort hatte Ilona Christen selbst gewählt - eine Frau, die 15 Jahre lang im Fernsehen kaum zu übersehen war, die keine Angst davor hatte, aufzufallen. Die gebürtige Saarbrückerin hatte nach der Volksschule eine Lehre zur Fotokauffrau in ihrer Heimatstadt und eine Ausbildung zur Filmcutterin beim saarländischen Rundfunk gemacht.
Schlagartig bekannt wurde sie, als sie 1973 auf dem Bildschirm erschien: Sie war die erste Ansagerin mit Brille. Die bunten Gestelle wurden zu ihrem Markenzeichen - auch als sie 1982 zum ZDF wechselte und von 1986 an den "Fernsehgarten" moderierte.
Sieben Jahre später folgte sie dem Angebot des Privatsenders RTL, der ein weibliches Pendant zu Hans Meiser, dem Urvater des Nachmittagstalks, suchte.
Von nun an plauderte sie jeden Nachmittag in der Woche über Alltagsthemen und menschliche Abgründe, über Amalgamfüllungen, Psychopillen und Seitensprünge. Allerdings gefiel der Moderatorin die eigene Sendung, die auch von ihrer Firma Voice Company produziert wurde, im Laufe der Jahre immer weniger.
Mit Schaudern erinnerte sie sich in einem ihrer letzten Interviews 2006 an eine Ausgabe, in der zwei Freundinnen zu Gast waren. Die eine gestand der anderen, dass sie seit sieben Jahren ein Verhältnis mit deren Ehemann habe. Dafür bekam sie eine Ohrfeige von der Betrogenen.
Danach erklärte der Ehemann seiner Geliebten und seiner Ehefrau vor laufender Kamera, dass er eigentlich schwul sei. Das hörte der zwölfjährige Sohn hinter der Bühne und rannte schreiend raus. "Das waren Ereignisse, die mir schlaflose Nächte bereiteten", sagte Christen in der Rückschau.
Doch das Krawallige war der neue Talk-Trend. Die Qualität sinke, der Quotendruck nehme immer mehr zu, klagte Christen. Alles sei "noch etwas kontroverser, noch etwas gemeiner und fieser" geworden. 1999 zog die Moderatorin einen Schlussstrich und verschwand vom Bildschirm: "Ohne Fernsehen bin ich glücklich und frei." Vor drei Jahren sagte Christen, sie sei mit 55 Jahren nicht weniger laut als früher und sehr glücklich, dass sie endlich die Zeit habe, "alles das zu machen, was mir Spaß macht".