Reisebus-Kontrolle: Neun Stunden Zwangspause
In der Ferienzeit sind viele Busse unterwegs. Kontrollen sollen Unfälle verhindern.
Ratingen-Hösel. Sind Reisebusse sicher? Diese Frage wird immer dann aufgeworfen, wenn es mal wieder zu einem Unfall mit schlimmen Folgen kommt. Um dem vorzubeugen, wird kontrolliert. So wie am Sonntag an der Autobahn 3 bei Ratingen-Hösel. 30 Reisebusse wurden zwischen 11 und 14.30 Uhr überprüft.
Schon wenige Minuten nach dem Start der Kontrollen halten die Beamten einen dunkelgrünen Reisebus aus Aurich an, voll besetzt mit jungen Leuten. Drei reichlich übernächtigte Fahrer sind an Bord. Die Auswertung der Tachoscheiben und der drei Fahrer-Karten ergibt schnell, dass das Trio die vorgeschriebenen Ruhezeiten nicht eingehalten hat.
Jürgen Mosse, der als Verkehrssicherheitsexperte der Polizei bei der Kontrolle mitwirkt, ordnet das so ein: "Die behaupten, alle abwechselnd im Bus geschlafen zu haben. Aber so ein Bus rumpelt und rattert, und zudem wird viel geredet. Da findet keiner den notwendigen tiefen Schlaf, um dann wieder neun Stunden am Steuer aufmerksam zu sein."
Der Reisebus aus Aurich ist seit Freitag unterwegs. "Vermutlich sind die nonstop von Hamburg nach Spanien, haben dort ihre Fahrgäste abgeliefert und sind mit den Rückreisenden sofort wieder zurück, bis wir sie eben hier aufgehalten haben", schätzt einer der Beamten. "Die drei Busfahrer dürfen jetzt nicht weiterfahren.
Entweder sie machen hier auf dem Rastplatz der Tankstelle eine mindestens neunstündige Ruhepause, oder sie sorgen dafür, dass ein frischer Fahrer herkommt, der die Fahrt fortsetzt", betont Polizeihauptkommissar Heinrich Stuers, der die Kontroll-Aktion leitet. Zudem muss das Fahrer-Trio "ein nicht zu geringes Bußgeld entrichten".
Die Busfahrer ihrerseits sind sich keiner Schuld bewusst. Nicht nur hätten sie sich mit dem Schlafen abgewechselt. Auch hätten sie einige Stunden in Frankreich im Stau gestanden. Von der EU-Verordnung, die Ruhepausen nur dann akzeptiert, wenn der Bus steht und nicht bewegt wird, wollen alle drei nichts gewusst haben.
Verkehrssicherheitsexperte Mosse kommentiert: "Das ist eine reine Schutzbehauptung. Immerhin gibt es die Verordnung zum Schutz der Reisenden und aller übrigen Verkehrsteilnehmer schon seit 2001. Alle professionellen Fahrer kennen die. Die versuchen sich jetzt nur ’rauszureden."
Technische Mängel fallen am Sonntag an den Reisebussen nicht auf. "Die Unternehmen der Branche achten doch insgesamt mehr auf die Sicherheit ihrer Fahrzeuge", sagt Stuers.
Das bestätigt auch Jürgen Mosse, der sich "über jeden Bus freut, der nicht beanstandet werden muss." Dann geht er in seiner Uniform und seinen drei Sternen auf dem Hemd auch gerne in den jeweiligen Bus und lobt Unternehmen und Fahrer.
"Das ist nicht zu unterschätzen. Denn für die Fahrer wie für die Fahrgäste ist eine Unterbrechung immer eine unangenehme Sache, die ja auch stets Zeitverzug mit sich bringt", so Mosse. Ich betone dann kurz, wie wichtig solche Kontrollen sind und wie gut es ist, dass sich die Fahrgäste einem so umsichtigen Unternehmen anvertraut haben. "Dann gibt es am Ende meist noch Applaus für den Fahrer, und alle Beteiligten sind zufrieden", sagt der Polizeibeamte.
Auch ein Reisebus aus dem schwäbischen Vaihingen ist "sauber". Eine Woche Fahrrad-Tour in Leer haben die Fahrgäste mittleren Alters vor sich. Ihr Fahrer, Joachim Flattich, ist seit 32 Jahren im Geschäft. "Etwa einmal im Monat werde ich mit meinem Bus von der Polizei angehalten und kontrolliert.
Das ist auch richtig so. Wer wie wir nichts zu verbergen hat, der kann sich jederzeit einer Kontrolle stellen. Die ist ja vor allem auch immer ein Warnschuss für die leidigen schwarzen Schafe in unserer Branche", sagt Flattich und klopft dabei einem der Polizeibeamten mit seiner gelben Warnweste auf die Schulter.
Wenige Minuten später ist der Bus wieder unterwegs in Richtung Nordsee. Derweil machen die jungen Leute aus dem grünen Reisebus aus Aurich lange Gesichter. "Das ist schon Mist. Jetzt hängen wir hier an der Autobahn neun Stunden fest und verpassen in Hamburg auch noch unsere Anschlusszüge in unsere Heimatorte", ärgert sich eine der Schülerinnen.