Immer aktiv, immer Aktivistin

Die US-Schauspielerin Jane Fonda engagiert sich seit Jahrzehnten und bekam dafür am Freitag in Düsseldorf einen Preis.

Düsseldorf. Es ist schwer abzuzählen, ob auf Jane Fonda im Laufe ihres Lebens mehr Ehrungen oder mehr Schmähungen niedergegangen sind. Von beidem war es in jedem Fall reichlich. Am Freitag durfte sich die 71-Jährige über eine Auszeichnung freuen: Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis ehrte sie in Düsseldorf mit dem Sonderpreis, "weil sie sich seit Jahrzehnten für Menschen einsetzt, die sozial und politisch benachteiligt sind".

Die zweifache Oscarpreisträgerin und Umweltaktivistin sagte in ihrer Rede: "Der Schlüssel zur Nachhaltigkeit liegt bei Mädchen und Frauen." Man müsse ihnen eine Ausbildung, mehr Rechte und Visionen jenseits von Ehe und Kindern bieten, dann könnte man das Bevölkerungswachstum bekämpfen. Internationale Organisationen - auch die UN - gäben zu wenig Geld aus für die Gleichberechtigung: "Das kann ich nicht verstehen."

Aktiv und eigensinnig war Jane Fonda schon früh - womöglich die beste Strategie für eine 13-Jährige, die aus der Zeitung erfährt, dass ihre Mutter nicht an einem Herzinfarkt gestorben ist, sondern sich umgebracht hat. Und ganz gleich, ob als intergalaktische Blondine oder Vietnam-Gegnerin, Hollywoodstar oder Fitness-Queen: Jane Fonda war in jedem ihrer Lebensabschnitte eine gesellschaftliche Vorturnerin.

Erst mal wollte sie weg vom erfolgreichen, übermächtigen Vater Henry Fonda. Mitte der 60er Jahre zog sie mit ihrem ersten Mann, dem Regisseur Roger Vadim, nach Frankreich. Er baute sie auf zum neuen Sexsymbol, zur neuen Brigitte Bardot. In mehr als hauteng geschnürten Plastik-Badeanzügen wollte Fonda im Film "Barbarella" den Frieden im All retten und ließ sich dafür freizügig auf erotische Abenteuer ein, unter anderem mit einem blinden Engel.

Doch nach ihrer Rückkehr in die USA warf sich "Barbarella" nicht mehr in die Brust, sondern machte den Mund auf und protestierte gegen den Vietnamkrieg - das habe ihr Amerika bis heute nicht verziehen, sagte Jane Fonda später.

Die Schauspielerin appellierte in einer Radiosendung an die US-Piloten, die Bombenangriffe auf Vietnam zu stoppen. 1972 flog sie selbst ins Kriegsgebiet, traf sich mit dem nordvietnamesischen Präsidenten und ließ sich dort lächelnd auf einer Flugabwehrkanone fotografieren. Später hat sie diese Aktion bereut, nicht aber ihre Kriegskritik.

In den USA war sie danach keine Protest-Ikone mehr, sondern wurde als "Hanoi-Jane" beschimpft. FBI-Chef Edgar Hoover ließ sie wie eine Staatsfeindin überwachen. Regierungs-Mitarbeiter sagten später, sie sei auf einer Stufe wie der damalige Sowjet-Chef Leonid Breschnew angesiedelt gewesen. Ihr FBI-Akte umfasste 20.000 Seiten, sie hat sie alle gelesen.

Filme drehte sie auch in dieser Zeit, bekam zwei Oscars für "Klute", in dem sie eine Prostituierte mit seelischem Knacks spielt, und das Kriegsheimkehrer-Drama "Coming Home".

Ende der 70er Jahre hatte Fonda eine neue Mission: Die Menschheit vom Körperfett befreien: Aerobic hieß die Lösung. Ihre Videobotschaft vom Körperstählen zum Disco-Sound verbreitete sich wie die türkischen Polyester-Bodies um den Globus. Erst in ihrer Biografie gab Fonda 2005 zu, dass sie 30Jahre lang unter Bulimie gelitten hat.

Diese Frau bekommt vieles unter einen Hut - ihren Kampf gegen Teenager-Schwangerschaften in den USA, ihr geplantes Buch über Sex im Alter, die Feststellung, dass eine Feministin nicht auf Make-Up verzichten müsse. Dazu passte am Freitag ihre Anmerkung zur globalen Finanzkrise: "Die Bank der Lehman Brothers hat sie ausgelöst - mit den Lehman Sisters wäre das nicht passiert."