In 80 Tagen quer durch Amerika

Der Wuppertaler Achim Heukemes will bis September zweimal die USA durchqueren. 6000 Kilometer hat er geschafft.

Wuppertal. Es ist 7 Uhr morgens in Needles im US-Bundesstaat Arizona. Achim Heukemes hat bereits 68 Kilometer auf seinem Rennrad hinter sich. Nun frühstückt er mit seinen beiden Begleitern Joghurt, Früchte, Haferbrei und Eier, bevor er wieder in die Pedale tritt. Bis 16 Uhr will er sein Tagespensum heute unbedingt geschafft haben, es sind Temperaturen von bis zu 46 Grad vorhergesagt.

Heukemes tourt in 80 Tagen zweimal durch die USA. Was sich nach einer ambitionierten Tour mit dem Wohnmobil anhört, macht der Extremsportler auf dem Hinweg mit dem Rad und auf dem Rückweg zu Fuß. Heukemes, der aus Wuppertal stammt und am Bodensee wohnt, ist am 25. Juni in New York aufs Rad gestiegen. Seitdem hat er fast 6000 Kilometer geschafft. Das „Coast2CoastandBack“-Projekt (Von Küste zu Küste und zurück) schenkt er sich zum Geburtstag: Im September wird er 60 Jahre alt.

„Ich bin selbst überrascht, dass das körperlich bisher so ohne Probleme geht“, sagte er. „Ich habe keine Nackenprobleme, keine Knie-, keine Rückenprobleme.“ Er habe noch nie so lange auf dem Rad gesessen: „Die längste Tour bisher war 1800 Kilometer lang.“

Sechs Monate hat sich der Ausnahme-Athlet in Hagnau am Bodensee auf die doppelte Kontinental-Durchquerung vorbereitet. „Das waren etwa 4000 Kilometer Laufen und 4500 Kilometer Radfahren.“ Den Bodensee hätte Heukemes so 31 Mal umrunden können.

Die durchschnittliche Radstrecke pro Tag ist 280 Kilometer lang. Das größte Problem: die extreme Hitze. „Heute kam es mir vor, als ob ich in einem Backofen fahren würde“, schrieb er in seinem Blog, als er im US-Bundesstaat Missouri unterwegs war. „Meinen Kopf musste ich bei jedem Stopp mit einem gefrorenen Tuch herunterkühlen.“

Auf den Hochebenen Colorados machten ihm Föhnwinde mit bis zu 100 Stundenkilometern zu schaffen. „Da konnte ich mich kaum auf dem Rad halten“, erzählt er. Das alles hält ihn aber nicht ab. Trotz manchmal schlechter Straßen fährt Heukemes noch immer mit dem gleichen Satz Reifen, mit dem er New York verlassen hat. Lediglich nach einigen Kilometern auf der legendären Route 66 war wegen der vielen Schlaglöcher eine kleine Reparatur fällig. „Aber das ist ok, das ist eine historische Straße“, sagt Heukemes.

Obwohl er gerade eine Tour absolviert, wie sie vor ihm wohl noch kein Mensch gemacht hat, klingt er manchmal wie ein Vergnügungsreisender. „Wenn ich was sehe, muss ich anhalten und das fotografieren.“ Besonders beeindruckt ist der ehemalige Lkw-Fahrer vom Monument Valley an der Grenze zwischen Utah und Arizona.

Dass Heukemes bei seinem Programm extrem auf seine Ernährung achtet, sollte man annehmen. Ist aber nicht so: Abends isst er neben Nahrungsergänzungsmitteln gern Steak und Schokoladenkekse. „Ich esse querbeet, folge keinem bestimmten Plan.“

In diesen Tagen will er mit Begleitern im kalifornischen San Diego eintreffen — um sich dann zu Fuß auf den Rückweg zu machen. Seine Ankunft in New York plant er für den 11. September zur zehnjährigen Gedenkfeier der Anschläge auf das World Trade Center. Um rechtzeitig einzutreffen, muss er 55 Tage lang jeweils 90 Kilometer laufen. Warum er sich das antut? Auf seiner Website gibt er die Antwort: „Weil es sich sonst keiner traut.“