Wetter In diesem Sommer steckt zu viel April

Das Hoch „Gerd“ sorgt ab Dienstag für Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Aber: Der Sommer ist insgesamt eher durchwachsen — irgendwo zwischen gefühlt und bewiesen.

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Düsseldorf. Preisfrage: Wie heißen die Monate in Nordrhein-Westfalen? Januar, Februar, März, April, April, April, April, April, April, Oktober, November und Dezember. So in etwa fühlt es sich in diesem Jahr an. Hoch „Gerd“ will zwar ab Dienstag die Sommerbilanz etwas verbessern, aber insgesamt war es gefühlt eher nass und grau. Zwei, drei schöne Tage hier und dort kommen inzwischen aus der Luxus-Abteilung, Brot und Butter sind Schauer, grauer Himmel und Gewitter. Wenigstens das wird sich ändern: Am Dienstag kann „Gerd“ schon die 30-Grad-Marke knacken, Mittwoch und Donnerstag soll es Temperaturen bis zu 34 Grad geben — verspricht der Deutsche Wetterdienst. Und wenn man trotzdem nörgeln möchte: Am Wochenende kann es Hitzegewitter geben. Nur Luxus geht halt nicht — ist wie im Leben.

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Wetter-Pessimisten hatten die aktuellen Wetterkapriolen bereits am Ende des vergangenen Jahres vorausgesehen. Am Heiligen Abend zeigte das Thermometer unglaubliche 15 Grad an, die Pflanzen trieben im wahrsten Sinne des Wortes wilde Blüten, die Schlitten blieben im Keller — wie so oft in der Vergangenheit.

Aber wie ordnen Fachleute den aktuellen Sommer ein? Simon Trippler, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Temperaturen bisher — ja wirklich — um 1,1 Grad über dem langjährigen Durchschnitt lagen. Der Deutsche Wetterdienst sammelt bundesweit an 500 Messstationen diese und andere Daten — und die Ergebnisse sind für Ottonormalsonnenanbeter durchaus erstaunlich: Die durchschnittliche Temperatur — Maßstab sind die Jahre 1961 bis 1990 — lag bei 16,2 Grad. In diesem Sommer sind es aber 17,3 Grad, also mehr als der Durchschnitt — und das noch vor Hoch „Gerd“. Erstes überraschendes Fazit: Gemessen an den Temperaturen muss sich dieser Sommer aus meteorologischer Sicht nicht verstecken.

In Sachen Niederschlag wird es fast gruselig. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Sommer beträgt in hiesigen Breiten 242,7 Liter pro Quadratmeter. In diesem Sommer aber waren es laut Trippler nur 228,7 Liter. Das sind natürlich nur statistische Durchschnittszahlen, aber wenn man an die Unwetterphase im Juni dieses Jahres denkt, dann wurde in einigen Orten wie etwa Hamminkeln der Durchschnitt extrem übertroffen. „Es gab Städte, in denen 100 Liter Regen pro Quadratmeter an einem Tag heruntergekommen sind“, sagt der Meteorologe. Aber, man mag es kaum glauben: Der Sommer liegt in Sachen Niederschlag deutlich unter dem Durchschnittswert. Sicheres Indiz für einen nicht so tollen Sommer sind die Zahlen der Badegäste in Freibädern oder Seen, die tatsächlich rückläufig sind, zum Teil kamen bis zu 50 Prozent Badegäste weniger. Und das, obwohl es schon 2015 keinen herausragenden Sommer gegeben hatte.

Wie passt das zusammen? Fast jeder meckert über den Sommer, aber die Werte bewegen sich mehr oder weniger im durchschnittlichen Bereich, wie Trippler versichert. Der Sommer 2016 zeigt sein wahres Gesicht beim Blick auf die — ja genau — Sonnenstunden. Durchschnittlich strahlt die Sonne 615 Stunden im Sommer vom Himmel. In diesem Jahr — Sie ahnen es — waren es nur mickrige 520,1 Stunden — und damit nur 84,6 Prozent des durchschnittlichen Wertes. Damit ist dieser Sommer tatsächlich als ein mäßiger entlarvt.