Innovation aus der Nische: Indie-Spiele für Konsole und PC

Berlin/Paderborn (dpa/tmn) - „Modern Warfare 3“, „Grand Theft Auto 5“ oder „Fifa 12“ - den Spielemarkt dominieren Fortsetzungen. Wer frische Ideen sucht, wird oft eher bei Indie-Spielen kleiner Studios fündig.

Solche Titel sind meistens günstig, aber auch schwer zu finden.

An Spielenachschub für PC, Konsole oder mobile Geräte besteht eigentlich kein Mangel. Trotzdem haben nicht wenige Spieler das Gefühl, dass ihnen in der Flut aus Fortsetzungen, Kopien und Neuauflagen irgendetwas fehlt. „Große Publisher setzen eher auf Blockbuster als auf neue Ideen, viele Spieler wollen aber innovative Spiele“, beschreibt Jörg Müller-Lietzkow, Professor für Medienorganisation an der Universität Paderborn das Problem. Deshalb ist eine neue Nische entstanden: Die sogenannten Indie-Spiele.

„Der entscheidende Unterschied ist, dass Indies unabhängig, also ohne Unterstützung durch einen großen Publisher produziert werden“, erklärt Thorsten Wiedemann, Direktor des Berliner Festivals Indie Connect, auf dem es um genau solche Titel geht. Indie-Spiele müssen meist mit weniger Budget auskommen als Blockbuster. „Gleichzeitig werden sie aber auch nicht unbedingt auf Markttauglichkeit getrimmt“ sagt Wiedemann. „Dadurch sind Indies oft experimenteller und kreativer.“

Die Vielfalt unter den unabhängigen Spielen ist groß. Da gibt es zum Beispiel den Physik-Puzzler „World of Goo“ von 2D Boy, in dem Spieler waghalsige Konstruktionen aus merkwürdigen Kreaturen errichten. Eines der erfolgreichsten Indies der vergangenen Jahre ist das von Mojang entwickelte „Minecraft“ - ein pixeliges Sandkastenspiel, in dem jeder mit Steinen seine eigene Welt errichten muss. „Torchlight“ von Runic Games ist dagegen fast ein Klon des Rollenspiel-Hits „Diablo“, bringt aber ein paar frische Ideen und moderne Technik mit. Und „Super Meat Boy“ von Team Meat packt die Klötzchengrafik und viel Humor in ein extrem schnelles Jump'n'Run.

Gleichzeitig finden sich unter den Indie-Spielen aber auch Experimente, die mit klassischen Games kaum noch etwas zu tun haben. In „Flower“ übernimmt der Spieler zum Beispiel die Rolle eines einzelnen Blütenblatts im Wind. „Journey“, ebenfalls vom Entwickler Thatgamecompany, sieht da wie ein normales Action-Adventure aus. Mit der Zeit kommen aber immer mehr verrückte Ideen zu Tage - zum Beispiel ein Kooperationsmodus, in dem der Spieler mit seinem Partner nur über einen Signalton kommunizieren kann.

Weil hinter Indies kein großer Publisher steckt, stehen die Titel nur selten in DVD-Boxen im Handel. Stattdessen gibt es oft nur auf verschiedenen Download-Plattformen, erklärt Jörg Müller-Lietzkow:. „Der Onlinekauf von Spielen ist für viele Nutzer inzwischen selbstverständlich. Vor ein paar Jahren war das noch undenkbar.“

Die mit Abstand populärste Vertriebsplattform für PC-Indies ist nach Angaben des Paderborner Professors Steam, Konkurrenten sind zum Beispiel Gamersgate oder Direct2Drive. Teilweise werden die Titel auch direkt auf der Webseite der Entwickler zum Kauf angeboten. Dafür braucht es in der Regel eine Kreditkarte. Die Plattformen akzeptieren teilweise auch andere Zahlungsmethoden wie PayPal oder Click & Buy. Konsolenhersteller bieten Indie-Spiele über ihre üblichen Download-Kanäle Xbox Live Arcade und Playstation Network an, auf Smartphones gibt es die Titel in den jeweiligen App Stores.

Die Spiele zu kaufen, ist also eher kein Problem, sie zu finden dagegen schon. „Aus Kostengründen gibt es für Indie-Spiele natürlich kein aufwendiges Marketing“, erklärt Müller-Lietzkow. Die Entwickler setzen stattdessen auf Fachpresse und Mund-zu-Mund-Propaganda unter Gamern. Verschiedene US-Onlinemagazine und -blogs konzentrieren sich ganz auf die Berichterstattung über Indie-Spiele, darunter Indiegamemag.com und Indiegames.com. Deutschsprachige Fans finden Gleichgesinnte zum Beispiel im Forum Indieplayer.de. Viele Indie-Titel werden inzwischen aber auch in Spielemagazinen für PC und Konsole besprochen. Und von vielen Indie-Games gibt es eine kostenlose Demoversion zum Ausprobieren.

Ein entscheidender Vorteil von Indie-Spielen: Bei einem Fehlkauf reißen sie kein allzu großes Loch ins Budget. Der Preis der Titel schwankt. Beträge von maximal 5 Euro sind vor allem für Smartphones üblich. Indie-Spiele für Computer oder Konsole kosten gewöhnlich 10 bis 15 Euro. Preise von 25 oder 30 Euro sind die Ausnahme.