Intakte Teile des Kölner Stadtarchivs unter Trümmern entdeckt
Auch Bölls Nobelpreisurkunde konnte geborgen werden.
Köln. Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivssind unerwartet intakte Kellerbereiche gefunden worden. In denGebäudeteilen stünden 1200 Regalmeter mit hochwertigen Archivalien,teilte die Stadt Köln am Sonntag mit. Entdeckt wurde der noch intaktesogenannte Bibliothekskeller unter dem Lesesaal sowie im südlichenTeilbereich des Magazinkellers demnach am Freitag bei den Arbeiten zumRückbau des eingestürzten Historischen Stadtarchivs.
Der Rückbau des Stadtarchivs, der eigentlich schon am Wochenendeabgeschlossen sein sollte, wurde den Angaben zufolge zunächstausgesetzt. Zunächst sollten nun die Bestände des entdeckten erhaltenenArchivteils geborgen werden. Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaiazeigte sich „erfreut und dankbar für die unerwartete Chance, einennicht unwesentlichen Teil des Archiv- und Bibliotheksbestandes Anfangdieser Woche hoffentlich unversehrt bergen zu können“.
Wenige Tage zuvir war dieNobelpreisurkunde von Heinrich Böll gefunden worden. „Sie befand sichin einem Archivkarton und ist in gutem Zustand“, sagte dieArchivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia der „Kölnischen Rundschau“. Auch weitere Bestände aus dem Archiv des 1985gestorbenen Schriftstellers hätten geborgen werden können, „ebenfallsrelativ gut erhalten“.
Ein großer Teil des Böll-Nachlasses war dem Archiv erst drei Wochen vordem Einsturz übergeben worden. Dabei ging es unter anderem umpersönliche Dokumente wie Fotos, Bilder, Manuskripte und Briefe. BöllsSohn René bezeichnete den Verlust als „Katastrophe“. Die Familie habedie Dokumente im Stadtarchiv „am sichersten Ort überhaupt“ geglaubt.Ein anderer Teil des Böll-Nachlasses, der dem Stadtarchiv schon längergehörte, war zum Glück zu Editionsarbeiten ausgelagert gewesen.
Insgesamt sind bisher 13 Kilometer Archivalien ins KölnerErstversorgungszentrum - eine Halle zum Sichten und Sortieren -gebracht worden. Dazu kämen, so Bettina Schmidt-Czaia, weitere vier Kilometer, die unmittelbarnach dem Einsturz aus den Kellern geholt worden seien. „Macht zusammen17 von insgesamt 30 Kilometern.“ Die entdeckten 1200 Meter vom Wochenende verbessern diese Bilanz weiter.
Das Stadtarchiv war am 3. März eingestürzt. Tausende wertvolleDokumente wurden unter den Trümmern begraben. Ursache für den Einsturzkönnten Arbeiten an einer neuen U-Bahn-Strecke gewesen sein.