Interview: „Alles zugekleistert mit Soße“
Sternekoch Christian Rach über seine Einsätze als Restaurant-Retter bei RTL: Immer nur Schnitzel.
Herr Rach, in der Dokusoap "Rach, der Restauranttester" nehmen Sie kriselnde Restaurants unter die Lupe. Woran erkennt man denn eine gute Gaststätte?
Rach: Lesen Sie gute Gastronomieführer. Ganz im Ernst, das sind sehr gute Hilfsmittel, die einem das Leben erleichtern.
Rach: Wenn Sie hungrig durch irgendeine Innenstadt laufen und Sie sehen zehn gut besuchte Lokale, aber eines ist total leer - dann hat das schon seinen Grund, da dürfen Sie nicht rein. Die vollen Lokale haben auf jeden Fall irgendeine Qualität - wenn es das Essen ist, umso besser. Für mich persönlich sind ungepflegte Toiletten ein Zeichen dafür, dass es mit der Gastfreundschaft nicht so weit her ist.
Rach: Nein, aber wenn ich zum Beispiel irgendwo in Bayern auf einer Karte lauter bayerische Spezialitäten habe, und dann steht da plötzlich noch Pangasiusfilet aus Vietnam, dann würde ich sagen: Iss lieber das Traditionelle. Und wenn Sie eine Speisekarte von 200 Gerichten vor sich haben, können Sie sicher sein, dass 196 aus der Tiefkühltruhe kommen. Meistens sind nicht einmal die Bratkartoffeln frisch. In einem Laden mit einer kleinen Speisekarte können Sie davon ausgehen, dass sich da jemand echte Gedanken macht und sich vielleicht auch Mühe gibt.
Rach: Es ist erschreckend, wie viele Vorurteile über die deutsche Küche wirklich stimmen. Eigentlich haben wir ja eine sehr vielfältige Küche, aber die wird leider oft nicht angewendet. Wenn ich durch die Lande reise, finde ich überall unter anderem Schnitzel auf der Karte, und zwar immer nur vom Schwein und immer zugekleistert mit Soße. Das ist schon sehr unerfreulich.
Rach: Bei Lokalen, wo 175 Gerichte auf der Karte stehen, werfe ich mindestens 125 runter, denn die kosten nur und sind auch nicht gut. Aber ich habe noch in keinem einzigen Lokal das einzige Gericht, das lief, von der Karte genommen. Aber die Lokale, die ich aufsuche, haben eben nicht viele Kunden, das ist ja das Problem.
Rach: Das hat zweierlei Gründe. Wir leben in der "Ja, aber"-Gesellschaft: Die Leute sagen immer, dass etwas zwar grundsätzlich stimmt, aber dass es bei ihnen aus dem ein oder anderen Grund nicht geht - das gilt nicht nur für unser Metier, sondern ist eine generelle deutsche Sichtweise. Außerdem muss man sehen, dass ich in diesen Lokalen am zweiten Tag das Regiment übernehme, das ist nicht einfach zu akzeptieren. Aber wenn ich Widerstand wecke, bin ich ja schon auf dem richtigen Weg, denn mit dieser Schocktherapie rüttle ich die Leute wach. Wichtig ist, dass wir irgendwann gemeinschaftlich ein Ziel formulieren.
Rach: Das wundert mich ja selber. Die Leute wissen zwar nicht, an welchem Tag ich auftauche, aber sie haben zehn Tage vorher einen Vertrag unterschrieben. Wenn sich jemand den Rach einlädt und nicht in der Lage ist, einmal die Küche zu putzen, verstehe ich die Welt nicht mehr.