Interview: „Angst? Nur, dass ich verschlafe“

Christiane Paul muss Kinder und Karriere unter einen Hut bringen, derzeit ist sie in „Hindenburg“ im TV zu sehen.

Düsseldorf. Sie ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern (Mascha, 8, und Maximilian, 4), Doktor der Medizin, und eine der besten deutschen Schauspielerinnen. Derzeit ist Christiane Paul (36) im RTL-Zweiteiler „Hindenburg“ als jüdisch-stämmige Auswanderin Anna Kerner zu sehen.

Frau Paul, haben Sie sich vor den Dreharbeiten mit der Geschichte des Zeppelins „Hindenburg“ beschäftigt?

Paul: Es fasziniert mich schon, dass Menschen so etwas auf die Beine gestellt haben. Aber ich habe mich mehr mit den Hintergründen beschäftigt, die meine Rolle betreffen.

Sie drehen einen Film nach dem anderen, kommt man da nicht in seinem Lebensrhythmus durcheinander?

Paul: Ich drehe nicht ständig, aber ich bekomme tolle Rollen angeboten. Und es kann passieren, dass ich nachts in einer fremden Stadt im Hotelzimmer aufwache und denke: Wo bin ich? Wie spät ist es? Was mache ich hier?

Haben Sie schon mal Angst, wenn Sie allein unterwegs sind?

Paul: Nein. Höchstens, dass ich verschlafen haben könnte. Insgesamt hab ich noch nicht viel Erschreckendes erlebt. Einmal, noch zu DDR-Zeiten, sind mir und meinem damaligen Freund Skinheads gefolgt, das war ein furchtbares Gefühl. Einfach, weil wir etwas „alternativ“ aussahen. Ich kann normalerweise schnell laufen. Aber da war ich bewegungsunfähig. So sehr stand ich unter Schock.

Als Mutter machen Sie oft den Spagat zwischen Job und Familie. . .

Paul: Meine größte Herausforderung ist es immer noch, meinen Beruf so gut wie möglich auszuüben. Aber klar, es ist manchmal nicht einfach, den Job und die Kinder unter einen Hut zu bekommen. Aber wenn es meinen Kindern nicht gut damit ginge, dass ich arbeite, würde ich kürzertreten, das ist klar.

Wie haben die Kinder Ihr Leben verändert?

Paul: Wenn man Kinder hat, setzt man andere Prioritäten. Es gibt schon Phasen, in denen ich vielen Anforderungen gerecht werden muss. Dann werde ich schon mal nervös, hyperventiliere. Und dann ist es gut, die Kids zu erleben, und zu denken: Alles halb so wichtig, alles im grünen Bereich.

Haben Sie Zeit für Hobbies?

Paul: Ich lese. Und ich bewege mich gern, aber nicht fanatisch. Zu mehr bleibt mir keine Zeit. An manchen Tagen bin ich abends um acht Uhr so geschafft, dass ich noch nicht einmal mehr ein Buch in die Hand nehmen kann.

Sie haben vor ein paar Jahren für drei Monate eine Auszeit genommen, und in New York einen Kurs bei Schauspiel-Trainer Lee Strasberg belegt. Wie kam es dazu?

Paul: Damals wollte ich einfach mal raus aus meinem Trott, brauchte eine Veränderung. Alle haben mir von New York erzählt, auch Benno Fürmann oder Moritz Bleibtreu. Und ich? Ich hatte keine Ahnung. Also hab ich das gemacht. Ein Jahr wäre vielleicht besser gewesen, aber ich wollte auch meine Ausbildung als Ärztin zu Ende bringen.

Könnten Sie sich noch einmal eine Auszeit vorstellen, ein Sabbatjahr?

Paul: Prinzipiell schon. Mit dem Ziel, einen neuen Blick auf die Dinge zu kriegen. Aber mir reicht es, ins Museum zu gehen. Während der Dreharbeiten in Köln bin ich an einem Abend ins Museum Ludwig gegangen, das war super. Da kann ich auftanken, das ist dann mein „Sabbatjahr“.