Interview: John Travolta träumt von der Autobahn
Mit „Saturday Night Fever“ und „Grease“ wurde er zum Helden einer Generation. Seit Donnerstag ist John Travolta (53) zurück im Kino – auf dem Motorrad.
<strong>Düsseldorf. Mr. Travolta, welche Beziehung haben Sie zu Deutschland?Travolta (auf deutsch): Isch habe den Deutsch zwei Jahre in de Schule gelernt. Mit Frau Schwarz. "Setzen Sie sich, Johann!" Sie waren demnach "Johann"?Travolta: Ja. Frau Schwarz war sehr bemüht, mir Deutsch beizubringen. Sie sagte immer so was wie: "Kommen Sie, Herr Travolta, setzen Sie sich!" Sie hat mich richtig gedrillt. Kein Wunder, dass Sie irgendwann ausbrechen mussten - und einen auf "Born to be wild" machten, wie der Titel des neuen Kinofilms heißt.Travolta: Das würde mir heute noch Spaß machen, mit einem Motorrad unterwegs zu sein, vor allem in Deutschland auf der Autobahn! Mit 150 Meilen in der Stunde - das ist gefährlich, aber macht Spaß. Sie sind also nicht nur im Film ein Motorradfreak?Travolta: Ich fahre Motorrad seit ich 18 bin, von einer Honda über eine BMW bis zur Harley Davidson. Als ich nach Hollywood kam und versuchte, als Schauspieler Fuß zu fassen, war es mein liebstes Transportmittel. Ich fahre heute noch viel. Was ist am Motorrad fahren so faszinierend: die Geschwindigkeit? Das Gefühl von Freiheit? Oder nur die Coolness?Travolta: Na ja, man sieht auf den Dingern verdammt cool aus! Zumindest auf den ersten Blick - es ist sensationell. Es gibt Dir den Geschmack von Abenteuer und Geschwindigkeit. Dieser Film hätte auch vor 20 Jahren gemacht werden können, er ist eine Komödie auf "Easy Rider". Eine Gemeinsamkeit mit den Easy Ridern von einst ist: Alle Beteiligten stecken mitten in einer Midlife-Crisis. Haben Sie schon Symptome bemerkt?Travolta: Ich kann da ganz ehrlich zu Ihnen sein: habe ich nicht. Aber da Sie das sicher gar nicht so gern hören, weihe ich Sie in einen Denkprozess ein. Das ist dann wirklich keine Krise, sondern ein Denkprozess. Als ich meinen 50. Geburtstag feierte, habe ich mich schon gefragt: "Wie viele Sommer liegen noch vor Dir? Wirst Du die, die Dir noch vergönnt sind, bei guter Gesundheit erleben?" Diese Fragen sind mir ein Jahr lang im Kopf herumgespukt. Aber dann dachte ich mir, es gibt viele Menschen, die nicht mal so lang gelebt haben wie ich jetzt. Ich sollte aufhören, mir darüber den Kopf zu zerbrechen und wieder anfangen zu leben. Zwei Filme, die zu Meilensteinen Ihrer Karriere wurden, waren zweifellos "Saturday Night Fever" und "Pulp Fiction" - beide haben unsere Popkultur beeinflusst. Wie sehen Sie diese Filme?Travolta: "Saturday Night Fever", "Pulp Fiction", aber auch "Urban Cowboy" und "Grease" sind allesamt ungewöhnlich, weil sie definitiv alle einen Einfluss auf die Kultur hatten. Aber auch "Born to be wild" ist ein kulturelles Phänomen - in den USA zumindest. Ich weiß nicht warum. Aber jeder schwingt sich wieder in seinen Sattel, Motorräder erleben gerade eine große Renaissance. In Ihrem nächsten Film soll Ihre sechsjährige Tochter mitspielen.Travolta: Ja, und meine Frau. Und Robin Williams. Wollen Sie, dass Ihre Kinder im Showbusiness landen?Travolta: Ja, das will ich. Wenn Sie meine Tochter kennen würden, würden Sie sagen: Etwas anderes kommt auch gar nicht in Frage. Ella sieht aus wie eine Mischung aus Brigitte Bardot und Jane Fonda. Sie ist erstaunlich begabt - und darum sage ich: alles klar - ich übergebe ihr den Stab!
John Travolta
Leben Travolta wurde 1954 in New Jersey geboren und zog schon als 16-Jähriger nach New York, um am Theater anzuheuern. Rund fünf Jahre später zog er für die Filmkarriere nach Los Angeles. Er wurde später Mitglied der Organisation "Scientology".
Filmkarriere Seinen Durchbruch schaffte Travolta mit "Saturday Night Fever" (1977) und "Grease" (1978). In den 80ern verschwand er weitgehend aus den Kinos, das große Comeback gelang ihm 1994 mit "Pulp Fiction".