„Grease“: Gute Show, alberne Dialoge

Die Wiederauflage des Musicals „Grease“ im Capitol führt zurück in die 50-er Jahre. Manchmal ist die Komik unfreiwillig.

Foto: Marcel Kohnen

Düsseldorf. Petticoats, Röhrenjeans und Lederjacken. Rock’n’ Roll, wiegende Hüften und reichlich „Pomade“ oder „Schmiere“ (grease) — alles das bietet „Grease“. Das Musical entfacht — auch 22 Jahre nach der ersten großen Produktion, mit dem damals das Capitol-Theater eröffnet wurde — wieder Hochstimmung. Mit Tempo zurück in die 50er Jahre. Nostalgie, Nostalgie! So das Motto der überarbeiteten, leicht aktualisierten Tournee-Inszenierung von Christian Stadlhofer. Mitsingen, summen und wippen erlaubt. Zumindest beim Showdown im Capitol an der Erkrather Straße. Denn spätestens bei der Wiederholung von Gute-Laune-Liedern wie „We go together“ und „You’re the one that I want“ kribbelt es vielen Zuschauern in den Füßen, und kaum jemand kann still sitzen bleiben. So wird die „Grease“-Premiere bejubelt und erneut ein Erfolg.

Jedenfalls wird im Capitol jetzt so richtig abgerockt, zumal eine unsichtbare Liveband für einen fetzigen Sound sorgt. 46 Jahre nach der Broadway-Premiere des Musicals und 40 Jahre nach dem Filmhit wird die Highschool-Romanze zwischen der anfangs schüchternen Sandy und dem ultra-coolen Danny als aufpolierter Klassiker erzählt. Stadlhofer, der früher selbst auf der Musicalbühne stand und dann ins Regiefach wechselte, etwa als Assistent von Katharina Wagner in „Tristan und Isolde“ bei den in Bayreuther Festspielen, erfindet die „Grease“-Welt nicht neu. Er orientiert sich in Farben und Typen an dem Kinohit mit John Travolta und Olivia Newton-John, der 340 Millionen Dollar einspielte, und an der ersten sagenumwobenen Broadway-Show.

Nur die Dialoge wurden leicht verändert. „Was geht ab?“, „Voll öde“, „Was für ‚ne heiße Braut reißt Du denn auf?“, „Voll geil“ - all’ das scheint den Boys und Girls auf dem Schulhof der 2018er Jahre abgelauscht. Das soll aktuell sein, wirkt aber in dem 50er-Jahre-Schinken eher aufgesetzt, entlockt unfreiwillige Komik an manchen Stellen. Ebenso nervt nach einiger Zeit der unaufhaltsame Zwang zum Knittelvers, etwa „Ich muss zum Bus“, „Jetzt Spaß, gib Gas“. Vom Look her erinnern die Hauptdarsteller an Travolta und Newton-John. Der Mädchenschwarm Danny, dem jede Petticoat-Trägerin schmachtende Blicke zuwirft, und Sandy, die vom Mauerblümchen zur selbstbewussten Toptänzerin mutiert — er, Alexander Jahnke, in Lederjacke und mit Schmalztolle, sie, Veronika Riedl, im Finale in hautengem Dress und mit blonder Lockenmähne.

Erstaunlich, dass die zwei Anfänger in der Musicalbranche sind, die sich aber seit der Premiere der Stadlhofer-Inszenierung 2017 ganz schön gemausert haben. Eine Herausforderung ist’s für beide: Jahnke, der bereits viel Show-Erfahrung hat, war Zweiplatzierter bei Dieter Bohlens „Deutschland sucht den Superstar 2017“. Und Riedl hat vor der „Grease“-Rolle ihre Karriere mit einer Casting-Show angekurbelt und gewann nach einer Gesangsausbildung eine Show in Österreich. Tanzschritte und Töne sitzen heute perfekt. Die Lovestory (aus der Feder von Warren Casey und Jim Jacobis) im amerikanischen Highschool-Milieu mit Tanz-Wettbewerb, Cheerleader-Auftritten und quiekenden Backfisch-Plaudereien zieht immer noch. Mit Schmelz und Schmalz versetzen die Sänger und Tänzer in die knallbunten 50er in den USA. Obwohl mittlerweile Darsteller abrocken, die die Kinder der ersten Grease-Produktion im Capitol von 1996 sein könnten.

Die Mädchen beherrschen Zickenalarm ebenso gekonnt wie die Jungs sexy und cool unter Dusche tanzen und sogar mal, ganz kurz, das Handtuch fallen lassen, fast so wie die California Dream Boys. Also, meine Damen, diese Show bietet nebenbei auch viel Haut…