Interview mit Psychologen: Weltuntergangstheorien dienen nur zum Kasse machen
Psychologe Eberhard Bauer vermutet irdische Interessen hinter Endzeitszenarien.
Freiburg. Als Vorstandsmitglied am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene der Uni Freiburg (IGPP) hilft Psychologe Eberhard Bauer (Foto: Przybilla) neuerdings vielen Menschen, die sich vor dem Weltuntergang fürchten — denn am 21. Dezember 2012 endet der Maya-Kalender. Im Interview erklärt Bauer, warum wir dennoch beruhigt sein können.
Herr Professor Bauer, geht im Dezember die Welt unter?
Eberhard Bauer: Bestimmt nicht. Mit Verlaub, das gehört in die Kategorie der „falschen Apokalypsen“. Wenn man sich mit den Maya beschäftigt, gibt es keine Anzeichen, dass sie an einen Untergang glaubten — eher an einen kalendarischen Neubeginn.
Sie beschäftigen sich mit den Grenzgebieten der Psychologie. Zählt dazu auch das mögliche Ende der Welt?
Bauer: Nicht das Ende der Welt, sondern die Beratung der Menschen, die mit prophetischen Inhalten Schwierigkeiten haben. Das ist ein Problem, das durch den Hype entsteht. Manche Menschen leiden unter Träumen, von denen sie glauben, dass sie wahr werden.
Was raten Sie Menschen, die vom Weltuntergang überzeugt sind?
Bauer: Meist stehen ihre Vorstellungen in Beziehung zu ihrer persönlichen Lebenssituation. Die Beratung bezieht sich deshalb nicht auf die Frage, ob der Weltuntergang wahr wird oder nicht, sondern woher solche Vorstellungen rühren. Ich rate dazu, zum Beispiel ein Traumtagebuch zu führen. Das ist eine Grundlage für Beratungsgespräche.
Stehen hinter Weltuntergangstheorien nicht eher ziemlich irdische Interessen?
Bauer: Ganz genau. Es gibt nicht nur unzählige Bücher über das Thema, sondern auch Orte, zu denen schon heute Touristen pilgern — entweder, weil sie sich dort die Rettung erhoffen oder um etwas Spannendes zu erleben. Und über diesen Boom freut sich natürlich jeder Tourismusminister.
Diese ganzen Weltuntergangstheorien sind aber doch nicht neu?
Bauer: Apokalyptische Ängste sind ein uraltes Motiv, das wir schon in der Bibel finden. Heutzutage sind es aber wahrscheinlich die vielen Probleme auf unserem Planeten, die sich in den Theorien widerspiegeln.