Ist „Daddy“ William nah genug am Kind?
London/Christchurch (dpa) - Kate trägt das Kind, William die Verantwortung: Das Vaterbild des royalen Hoffnungsträgers, das vom Buckingham-Palast zugelassene Fernsehkameras vom königlichen Besuch in Down Under aus Neuseeland in die Welt schicken, wird in der britischen Heimat mit Argwohn betrachtet.
William, der künftige König von Großbritannien, trifft sich mit Politikern und hält Reden. „Mummy“ Kate passt auf, dass der acht Monate alte George in der Krabbelgruppe keinen Blödsinn anstellt.
Britische Medien regen sich bereits auf, über das in Teilen sehr klassische Rollenverständnis, das von dem Paar öffentlich gezeichnet wird, auch wenn Kate im Raftingboot, bei der Segelregatta oder bei der Weinprobe ihre durchaus burschikosen Seiten zeigen darf. „William winkt - zumindest in der Öffentlichkeit - mit dem immergleichen alten Hut“, schrieb der „Guardian“ vor kurzem. Er zeige sich zwar in der Spielgruppe. Aber wenn es um die wirklich wichtigen Seiten des Eltern-Daseins geht - etwa das Windeln wechseln - vermittele er den Eindruck, die Einstellung zu vertreten: „Das ist Frauensache!“
Dabei wäre es so hilfreich für das Rollenbild des modernen Vaters, meinen die beiden weiblichen Verfasserinnen des Beitrages, wenn der künftige Monarch und weltweite Sympathieträger seinem Sprössling öfter mal selbst den Speichel aus dem Mundwinkel wischen würde. „Es wird Zeit, dass die Elternrolle der Windsors nicht länger halbgar bleibt“, schreiben die Autorinnen weiter. Ein deutlicher Wink: Großbritannien wünscht sich mehr vom „Daddy William“.
Aus Sicht des Buckingham-Palastes, der erst im vergangenen Jahr Gleichberechtigung für Männer und Frauen bei der Thronfolge herstellte, dürfte das Bild bewusst erzeugt werden. Schon die offiziellen Fotos der jungen Familie sind an gewollter Spießigkeit kaum zu überbieten: Junges Familienglück mit Hund im heimischen Garten oder wahlweise am Fenster des Kensington-Palastes. Eine jüngst losgetretene Debatte um Kates Rocklänge, die ihr angeblich von Queen Elizabeth II. diktiert worden sein soll, passt in dieses Bild.
Ob die vom Palast vorgeschriebene und öffentlich zur Schau getragene Familien-Choreographie der Wirklichkeit im Kinderzimmer der Cambridges nahekommt, ist mehr als fraglich. William hat seine Militärkarriere praktisch zeitgleich mit der Geburt seines Sohnes aufgegeben - anders als Großvater Philip und Vater Charles will er Zeit haben für die Familie. Die eigene Kindheit, geprägt vom Rosenkrieg der Eltern Charles und Diana sowie vom frühen Tod der Mutter hat sein Familienbild geformt. Kann gut sein, dass die Familie Cambridge viel mehr dem entspricht, was die Briten sehen wollen, als dem, was man ihnen zeigt.