Ist das noch Punkrock? Neues Album von Die Ärzte

Berlin (dpa) - Die Ärzte sind zurück. Zu ihrem 30-jährigen Bestehen veröffentlicht die „beste Band der Welt“, wie sie sich selbst nennt, ein Album mit dem ebenso viel- wie nichtssagenden Titel „auch“.

Zuvor hatte bereits die Vorabplatte „ZeiDverschwÄndung“ mit einer Handvoll Songs die Fans heiß gemacht auf die 16 neuen Lieder .Beim Hören des Albums geistert sofort das Wort Potpourri durch den Kopf. Musikalisch ist das Album sehr breit angelegt. „Aus jedem Dorf ein Köter“, wie es Frontmann Farin Urlaub selber keck formuliert, „oder auch DiskoMetalAvantgardePrimitivPunkPopElektroBeat“.

„Ist das noch Punkrock?“, fragen Die Ärzte provokant-ironisch gleich im ersten Song der Platte - quasi stellvertretend für den Hörer. „Aber wir beantworten sie ganz elegant nicht, eher bieten wir ein deutliches "hmm, kann sein, weiß nicht" an. Das soll ja auch so bleiben, Die Ärzte als Enigma. Ich find' das gut“, sagt Urlaub im dpa-Interview.

Mit Punkrock hatten die Ärzte einst angefangen. 1982 formierte sich in West-Berlin die Band um Sänger und Gitarrist Farin Urlaub, Schlagzeuger Bela B. und den damaligen Bassisten Sahnie, der später durch Hagen Liebing abgelöst wurde. Das Trio begeisterte mit Hits wie „Teenagerliebe“, Zu spät“ und „Westerland“. Nach einem furiosen Abschiedskonzert in ebenjenem Westerland auf Sylt trennten sich die Musiker. Wenige Jahre später folgte die Reunion, in der heutigen Besetzung mit Urlaub, Bela B. und Bassist Rodrigo González.

Längst gehören die Ärzte zu den kommerziell erfolgreichsten Bands Deutschlands, deren Alben zuletzt regelmäßig an die Spitze der Charts klettern. Die Vielfalt auf dem nunmehr zwölften regulären Studioalbum „auch“ kommt vor allem durch den Produktionsprozess zustande. Farin Urlaub, Bela B. und Rod bringen jeder ihre eigenen Songideen ein und feilen dann gemeinsam an den Demos. Diesmal ist dabei wieder ein wesentlich gitarrenlastigerer Sound herausgekommen. Eine Klavierballade etwa ist nicht dabei. Aber auch ein Brachialknaller, wie „Junge“ vom 2007er-Album „Jazz ist anders“ fehlt diesmal.

Die Stücke zünden nicht sofort und brauchen eine Weile, um Fahrt aufzunehmen. Dafür hat jedes einzelne Stück großes Entdeckungspotential und damit ist „auch“ auf jeden Fall eine Platte, in die man sich einhören muss. Eins ist und bleibt jedoch so, wie eh und je: zusammengehalten wird die Musik, so vielfältig sie im Einzelfall auch sein mag, immer durch den Ärzte-Charme. Diesmal wird ihm allerdings deutlich mehr Leistung abverlangt, als bei der Vorgänger-CD.