Tag der Klischees Ist der Valentinstag überflüssig?
Hamburg (dpa/tmn) - Tag der Liebenden. Tag, der nervt. Jedes Jahr am 14. Februar verirren sich Verliebte in die Blumenläden. Die Restaurants dimmen ihr Licht und servieren teure Menüs für zwei. Der ein oder andere streut Gewürze mit aphrodisierender Wirkung übers angebrannte Essen.
Der Valentinstag ereilt Paare in jährlicher Regelmäßigkeit und kommt in seiner Erwartbarkeit nicht selten überraschend. Dann kurze Panik: rote - oder doch rote Rosen? Ring oder Ohrring? Restaurant oder Resteküche? Da könnten Pärchen schon mal die berechtigtere Frage stellen: Muss das eigentlich sein?
„Wenn mein Partner 364 Tage im Jahr das Gefühl hat, dass ich ihm egal bin, werde ich es mit einem Rosenstrauß am Valentinstag nicht rausreißen“, meint Diplom-Psychologin Felicitas Heyne. Wenn der Partner an allen anderen Tagen im Jahr den Müll nicht runterbringt, aber an diesem Tag plötzlich vollen Einsatz zeigt - was soll das? „Dann freut man sich kurz und kann den Rest des Jahres wieder rummeckern.“
Ja, und dann der Kitsch: „Da ist diese Romantikmaschinerie, die superromantische Geschichten verherrlicht“, kritisiert Heyne. Das ersticke jede Kreativität, mache es komplett unnatürlich. Hinzu kommt: angeben unter Freunden, Vergleichsdruck à la „Guck mal, was ich bekommen habe“.
Also Valentinstag - braucht kein Mensch, oder wie? Der Valentinstag könne eine Chance für Paare sein, sich zu zeigen, dass sie sich wichtig sind, räumt Heyne ein. „Aber das kann auch jeder erste Dienstag im Monat sein.“
Das findet auch Partnerschafts-Berater Eric Hegmann aus Hamburg. „Wie viele Paare beklagen, dass sie nicht genug Zeit füreinander haben?“, fragt der Autor und kennt die Antwort. Und er gibt zu: „Ich finde den Valentinstag eigentlich ganz gut. Man kann zwar mit dem Fuß aufstampfen und sagen: Das ist kommerzieller Mist aus Amerika.“ Man könne es aber auch hinnehmen, wirklich daran vorbei komme man ja sowieso nicht.
Wenn die Leute sich jeden Tag feiern würden, wäre dieser spezielle Tag nicht notwendig. „Aber das tun sie nicht.“ Was den Tag so scheußlich mache, seien all diese Erwartungen, die niemand erfüllen könne, und die Bilder, die jeder von diesem Tag im Kopf hat. „Aber das wertvollste Geschenk ist Zeit.“ Und das könne man am Valentinstag besonders gut schenken.
Paartherapeut David Wilchfort warnt allerdings: „Die Leute denken, wenn der Valentinstag gelingt, haben sie eine gute Beziehung.“ Und so ein Tag wie der Valentinstag sei gefährlich, weil Paare schnell das Gefühl haben, das müsse jetzt fürs ganze Jahr wieder reichen. „Das Wichtigste ist aber, was man das ganze Jahr über macht - und nicht am Valentinstag selbst“, sagt Wilchfort.