Fokus Washington Ivanka Trump gibt ihre Modemarke auf

New York (dpa) - Wenn der Vater andere gerne als Versager bezeichnet, kommt die Lawine an Häme für die Tochter wohl nicht überraschend. „Failing Ivanka“, spottete das Netz, als sich die Nachricht vom Aus der Modemarke von Präsidentenspross Ivanka Trump verbreitete.

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US-Präsident Donald Trump nennt so zum Beispiel Medien, die ihn kritisieren - nun ereilte das Attribut auch seine Vorzeigetochter.

„Gescheiterte Unternehmen liegen ja in der Familie“, bemerkte ein Twitter-Nutzer, auf zahlreiche Pleiten in Donald Trumps Karriere als Geschäftsmann anspielend. Dass Ivanka in Asien produzieren ließ, während Donald sich als Retter der heimischen Industrie verkaufte, war Wasser auf die Mühlen. „Eine Schweigeminute für all die verlorenen Jobs in China“, twitterte der US-Komiker John Fugelsang.

Ivanka Trump hatte am Dienstag angekündigt, die Marke einzustellen, die erst ihren Ruf als junge Unternehmerin begründete - und nach der Wahl ihres Vaters auch Kritik einfuhr. Wie ihr Mann Jared Kushner arbeitet sie für ihren Vater im Weißen Haus als Beraterin. Die Führung des Labels gab die 36-Jährige im vergangenen Jahr ab. Den Vorwurf, dass sie weiterhin geschäftlich von der Verwandtschaft profitierte, wurde sie nicht los.

„Ich weiß, dass mein Fokus in der absehbaren Zukunft auf meiner Arbeit in Washington liegen wird“, verkündete Ivanka Trump am Dienstag. Der Titel der Abschlussarbeit, der sie für eine Karriere in der Politik qualifiziere, laute „Danke, Papa“, ätzte der Twitter-Account von Stephen Colberts US-Satire „The Late Show“.

Schon befürchten die ersten, Ivanka habe Ambitionen, als Präsidentin in Papas Fußstapfen zu treten. Die Sorgen sind halb scherzhaft - doch in den USA sei derzeit vieles möglich, meinen Kommentatoren.

Das Ende der Trumpschen Modemarke dürfte aber auch wirtschaftliche Ursachen gehabt haben. Zwar sagte Geschäftsführerin Abigail Klem am Dienstag, die Firma sei sehr erfolgreich gewesen. Doch Fotos im Netz zeigen Kleidung und Taschen des Labels mit übereinander geschichteten „Reduziert“-Aufklebern.

Tatsächlich legte die Marke in der Aufregung nach der Wahl Trumps zuerst an Beliebtheit zu. Absatzzahlen schnellten in die Höhe. Die stets fotogene „First Daughter“ strahlte wie ein Profi-Model in der Rolle einer Karriere-Diplomatin auf dem Weltparkett, die zugleich als Löwenbändigerin ihren aufbrausenden Vater zu besänftigen wusste.

Doch der Glanz verblasste mit zunehmenden Skandalen und der schwierigeren politischen Situation. Die Umsätze der Marke seien vergangenes Jahr deutlich zurückgegangen, berichteten Medien.

Die pastellfarbenen Etuikleider und mit Glasperlen besetzten Jäckchen gelten mittlerweile auch als austauschbarer Ramsch - im wortwörtlichen Sinne: Modelle von Ivanka landeten in Discountern, teils unter einem anderen Markennamen. Zahlreiche Händler, zuletzt die kanadische Kaufhof-Mutter Hudson's Bay, hatten die Artikel aus dem Sortiment genommen. Als die Kaufhauskette Nordstrom im Februar 2017 den Anfang machte, tobten Trump und seine Unterstützer: Das sei politisches Kalkül. Schlechte Verkaufszahlen, entgegnete Nordstrom.

Die Boykott-Initiative #GrabYourWallet - benannt nach einem Zitat Trumps, in dem er den Griff in den weiblichen Geschlechtsbereich empfiehlt - zählt das Ende der Marke als vollen politischen Erfolg. „Wer das Amt des Präsidenten dieses Landes dafür benutzen will, Profit zu schlagen, sollte sich das merken“, schrieb die Mitgründerin Shannon Coulter am Dienstag.

Zu den im Netz am weit verbreitetesten Reaktionen am Dienstag gehörte auch ein Kommentar eines Twitterers, der das negative Image von Ivanka Trump und ihrer Rolle zusammenfasste. Ivankas Modemarke sei Vergangenheit, ihr modischer Rat dagegen zeitlos, hieß es da: „Man kombiniere aalglatte Vetternwirtschaft mit blindem Festhalten an einem Irren und besprühe es mit einem vagen, beleidigenden Anschein von Emanzipation.“ Rund zehntausend Nutzern gefiel dieser Tweet.