Jake Bugg: Vielleicht schon jetzt ein Original
Berlin (dpa) - Er klinge wie der junge Bob Dylan, war in einigen britischen Musikzeitschriften über Jake Bugg zu lesen. Andere wollen John Lennon oder Liam Gallagher herausgehört haben.
All das stimmt - genauso wahr ist auch, dass der junge Dylan an Pete Seeger erinnerte, Lennon maßgeblich von Dylan inspiriert wurde und Oasis-Frontmann Gallagher den Beatles-Querdenker als Vorbild sah. Allen war vorgeworfen worden, vom jeweils anderen abgekupfert zu haben. Tatsächlich aber hatten sie adaptiert - und den Pop damit ein Stück weiter gebracht.
Jake Bugg feiert demnächst seinen 19. Geburtstag (28. Februar). Sein selbstbetiteltes Debütalbum erschien in Großbritannien bereits im Oktober 2012 und setzte sich, nach dem Einsatz eines der Songs in einer Bierwerbung, an die Spitze der Charts. Er sei der Retter des Britpop, war oft zu lesen. Eine Art Heilsbringer, der endlich der jungen Generation den Ursprung der handgemachten Musik nahebringe. Ganz falsch ist das nicht, aber auch etwas blauäugig. Natürlich ist auch eine Platte wie Jake Buggs Erstling akribisch und aufwendig durchproduziert; der lässige Vintagesound Ergebnis teuerster digitaler Überarbeitung. Die weltweiten Vermarktungskosten dürften sich in Regionen bewegen, die nur unerheblich unter denen eines Robbie Williams liegen.
All das musikindustrielle Drumherum aber würde nichts nützen, hätte Jake Bugg nicht tatsächlich etwas mitzuteilen. Er singt viel vom Leben in seiner kargen Heimatstadt Nottingham, vom Rauchen, vom Trinken, manchmal auch von zerbrochener oder nicht erwiderter Liebe. Aber das eigentlich Herausragende an Buggs Liedern sind die Kompositionen. Heerscharen von Songwritern scheitern seit Jahrzehnten daran, dem Drei-Akkord-Muster von Blues und Country wirklich neue Melodien zu entlocken, doch Jake Bugg scheint gar nicht darüber nachzudenken, welche Tonfolgen es bereits gab und welche nicht. Vielleicht klingt gerade deshalb jedes einzelne Lied des Albums nicht nur authentisch, sondern neu und einzigartig.
Der Youngster scheint die komplette Historie der frühen Populärmusik in sich aufgesaugt zu haben. Tatsächlich könnte man einige seiner Titel dem Akustikfolk Dylans zuschreiben, mal drängen sich Vergleiche mit den Everly Brothers, den Byrds oder den 65er Beatles auf. Nur: Die vermeintlichen Ähnlichkeiten ergeben sich nicht aus Melodie oder Text. Sie basieren ausschließlich auf Jake Buggs adaptierter Ansprechhaltung, die er genau so einsetzt, wie es vor ihm Dylan, Lennon oder Gallagher getan haben. Und vielleicht gibt es in 20 Jahren einen Newcomer, der sagt, Jake Bugg sei sein großes Idol.
Tourdaten: 02.03. Frankfurt - Zoom, 07.03. Köln - Bürgerhaus Stollwerck, 18.03. Berlin - Großer Postbahnhof, 19.03. München - Strom, 06.04. Hamburg - Grünspan