Jan Delay nimmt Abschied von der „Ära Disko“

Hamburg (dpa) - Der hellblaue Anzug sitzt tadellos, vor der Bühne drängen sich 15 000 Menschen und hinter ihr unzählige Weggefährten.

So sieht es aus, wenn Jan Delay Schluss macht. Nicht heimlich, still und leise, sondern „large“: In seiner Heimatstadt Hamburg hängt der selbsternannte Chefstyler am Mittwochabend den Anzug an den Nagel und alle sollen dabei sein. Es ist der Abschied von einer Ära, der „Ära Disko“.

Als Jan-Philipp Eißfeldt in Hamburg geboren, machte sich Jan Delay zunächst mit dem Trio Absolute Beginner einen Namen. Nach Rap und Reggae hat Jan Delay mit seiner Band Disko Nr. 1 dem Funk neues Leben eingehaucht - und mit „Mercedes Dance“ und „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ gleich zwei erfolgreiche Platten veröffentlicht. Dafür gab es die Einladung zu „Wetten, dass...?“ und einen Echo. Nun also Endstation für den „Bahnhof Soul“. So richtig glauben können es weder die Fans noch Jan Delay selbst. „Der heutige Abend darf eigentlich nicht zu Ende gehen.“

Einer nach dem anderen gesellt sich zu ihm auf die Bühne. Den Anfang machen Das Bo und Marteria, es folgen die Beginner-Kollegen DJ Mad und Denyo und - als wäre das noch nicht genug - kommt kurz danach noch Samy Deluxe dazu. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Rückkehr der Beginner, die Anfang September nach acht Jahren wieder gemeinsam ein Konzert geben. Nicht in der Hansestadt, sondern in Berlin feiern Jan Delay, DJ Mad und Denyo ihr Comeback an den Turntables.

„Seid ihr gespannt, was da noch für Typen kommen?“, fragt Jan Delay, und das Publikum ist sich schnell einig. Es kann nur einer sein: Hamburgs anderer berühmter Hutträger, Udo Lindenberg. Doch da muss der Chefstyler sie enttäuschen. „Udo kann leider nicht, aber ich habe sehr ebenbürtigen Ersatz“, sagt Jan Delay und bittet nacheinander Dendemann, H.P. Baxxter und Deichkind zu sich.

So furios die Gastauftritte sind, die Genialität Jan Delays und seiner Band Disko Nr. 1 zeigt sich in den Momenten des Zusammenspiels. „Ich liebe diese Band“, gesteht Jan Delay. Und die Band liebt ihn. Die zehn Musiker haben sich den Sound der 70er Jahre zu Eigen gemacht. Scharfe Gitarrenriffs, ein paar schnelle Fanfarenstöße und fette Bläsersätze - Lieder wie „Oh Johnny“, „Klar“ oder „Disko“ gehen sofort ins Blut. Glamourös auch die Coverversionen der Hits der Backstreet Boys und von Usher.

Trotz des Trennungsschmerzes kommt auch der Humor an diesem Abend nicht zu kurz - das geht mal auf Kosten von Samy Deluxe, mal auf Kosten der VIPs. Übel nimmt es dem Musiker keiner. Schon eher, dass sie diese Witze zum „letzten Mal für lange, lange Zeit“ hören.

Doch der Abend, der für andere Musiker ein grandioser Abschied wäre, beendet in der Karriere Jan Delays nur einen Abschnitt. Auf dem Weg zur Legende dürfte die „Endstation Bahnhof Soul“ nur Zwischenstation sein. Nach Reggae-Jan und Funky-Jan hat der Chefstyler „Bock auf was Neues“. Zeitgleich arbeitet er an einem Beginner-Album und einem neuen Solo-Projekt. Dieses Mal will er sich der Rockmusik widmen.

Und so ist das Ende des Konzerts auf der Trabrennbahn zugleich der Anfang des neuen Jan: „Tschüss - Let's rock“. Irgendwie, irgendwo, irgendwann kommt Jan Delay zurück. Vielleicht nicht im Anzug, aber sicherlich stilsicher.