Japanischer Lifestyle erobert den Westen
Tokio/Berlin (dpa) - Von Muji bis Uniqlo: Japanische Marken etablieren sich in westlichen Einkaufsstraßen. Das Design der Möbel, Mode und Accessoires orientiert sich an der traditionellen Ästhetik Japans.
Liegt darin das Erfolgsgeheimnis?
Vor lehmfarbenen, kahlen Wänden lassen sich Japanerinnen in seidenen Kimono anmutig auf die Knie sinken. Ihre auf Tatami-Reisstrohmatten untergeschlagenen Beine benutzen sie als Sitzkissen. Der Raum, in dem sich die Damen an diesem Tag zu einer traditionellen Teezeremonie versammelt haben, ist aus einfachem, aber erlesenem Material gestaltet. Als einziger Schmuck dient ein Zweig in einer Nische und ein Rollbild mit schlichter Tuschemalerei. Wer bei uns im Westen an japanische Kunst und Kultur denkt, dem schwebt oft die schlichte, aber elegante Ästhetik des „alten Japan“ vor, die einen vermeintlichen Gegensatz zu den neongrellen Bildern des heutigen Hightech-Japan bilden. Doch gibt es erstaunliche Parallelen.
Auch im modernen Alltag junger Japaner kommen Schlichtheit und Funktionalität in den verschiedensten Bereichen, von moderner Architektur bis hin zum Design von Möbeln oder Mode auf vielfältige Weise zum Ausdruck - und finden auch im Westen zunehmend Anhänger.
Ein prominentes Beispiel ist die japanische Modekette Uniqlo, die an diesem Freitag (11. April) in Berlin ihren ersten Flagship-Store in Deutschland eröffnet. Uniqlo, eine Abkürzung für „Unique Clothing“, ist seit Jahren erfolgreich dabei, sich in immer mehr Ländern der Welt als eine der führenden Modemarken im Niedrigpreissegment zu positionieren. Mit ihrem minimalistischen und funktionalen Design wollen sich die Japaner gegen Konkurrenten wie H&M, Mango oder Zara behaupten.
„Da unsere Kleidung schlicht ist, kann sich jeder Käufer selber überlegen, wie er sie tragen will“, erläutert Uniqlos Design-Chef Naoki Takizawa, der früher für den berühmten Modedesigner Issey Miyake arbeitete in einem Interview mit der Finanzzeitung „Nikkei“. Unnötige Sachen würden wegfallen. Am Ende bleibe ein ganz simples Stück Kleidung. „Was schlicht ist, ist schön“, sagt Takizawa - und zieht damit unbewusst oder bewusst eine Parallele zur traditionellen Ästhetik seiner japanischen Heimat.
Diesem Ästhetikideal folgt auch die japanische Lifestyle-Marke Muji, eine Kurzform von Mujirushi Ryohin, was zu Deutsch etwa „keine Marke, gute Produkte“ bedeutet. Sie ist in Deutschland bereits mit mehreren Geschäften - etwa in München, Hannover, Köln und Frankfurt - vertreten. Die Angebotspalette reicht von Haushaltsgeräten über Möbel und Kleidung bis zu Bürobedarf, Kosmetika und Lebensmitteln. Auch bei Muji sind die Produkte von minimalistischem Design und Funktionalität geprägt - und sollen darüber hinaus auch umweltfreundlich hergestellt werden.
„Das Design von Muji setzt die Tradition der japanischen Kultur fort“, erläutert Konzernchef Tadamitsu Matsui in einem Interview mit der Onlineausgabe der japanischen Wirtschaftszeitschrift „Toyo Keizai“. So modern die Produkte auch sind, ihr Design sei „durch und durch simpel“ und funktional, sagt der Japaner und zieht eine Parallele zur jahrhundertealten Geschichte und Kultur seiner Heimat: „Das hat etwas Gemeinsames mit Zen-Buddhismus und Sado (Teezeremonie).“