Terror Toter und Verletzte bei Explosionen an Bushaltestellen in Jerusalem

Update · Der letzte Anschlag mit mehreren Toten ist gerade mal eine Woche her. Nun kommt es in Israel zu zwei Explosionen. Schon gibt es Forderungen nach einem härteren Vorgehen.

In Jerusalem wurden mehrere Personen durch einen Anschlag verletzt.

Foto: picture alliance / Stefanie Järk/Stefanie Järkel

Bei Bombenanschlägen an zwei Bushaltestellen im Großraum Jerusalem sind ein Mensch getötet und 18 weitere verletzt worden. Darunter sind mehrere Schwerverletzte, wie der israelische Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) am Mittwoch mitteilte. Die Polizei sprach vom Verdacht auf einen kombinierten Anschlag. Der scheidende Ministerpräsident Jair Lapid wollte am Mittag eine Dringlichkeitssitzung mit der Polizei- und Militärspitze abhalten. Bei dem Toten handelt es sich Medienberichten zufolge um einen 16-Jährigen. In Jerusalem hat es in der Vergangenheit immer wieder Anschläge militanter Palästinenserorganisationen gegeben.

Die erste Explosion ereignete sich am frühen Morgen an einer Haltestelle am Stadtrand, dabei wurden elf Menschen verletzt. Kurz darauf gab es Berichte über eine weitere Explosion an einer Haltestelle in Ramot nördlich der Stadt. Rettungskräfte kümmerten sich dort um drei Verletzte. Zudem wurden den Angaben nach vier weitere Patienten mit Stresssymptomen im Krankenhaus behandelt.

Die Suche nach Verdächtigen laufe, teilte die Polizei mit. Medienberichten zufolge gebe es Hinweise darauf, dass die Sprengsätze aus der Ferne gezündet wurden. Wie die „Jerusalem Post“ berichtete, seien sie mit Nägeln und Schrauben gefüllt gewesen.

Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu den Anschlägen. Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas lobte sie jedoch in einer Mitteilung als „heldenhafte Operation“. Die Anschläge seien „das Ergebnis der anhaltenden Verbrechen der Besatzung und der Siedler gegen Palästinenser“.

Der israelische Abgeordnete Joav Ben-Zur von der strengreligiösen Schas-Partei sprach von einer „Rückkehr zum Horror und den schweren und blutigen Tagen des zweiten Palästinenseraufstands Intifada“. Der rechtsextreme Politiker Itamar Ben-Gvir sagte, die Verantwortlichen müssten einen „Preis für den Terror“ zahlen. Er forderte unter anderem eine Rückkehr zu gezielten Tötungen und eine Verschärfung der Haftbedingungen für militante Palästinenser in Israel. „Wir müssen so schnell wie möglich eine Regierung bilden“, sagte Ben-Gvir, der derzeit bei den Koalitionsverhandlungen das Ministerium für innere Sicherheit für sich fordert. „Der Terror wartet nicht.“

Vergangene Woche waren bereits bei einem Anschlag nahe einer israelischen Siedlerstadt im Westjordanland drei israelische Männer getötet worden. Ein 18-jähriger Palästinenser hatte dem Militär zufolge an zwei Orten mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin teilte mit: „Die abscheulichen Anschläge an Bushaltestellen in Jerusalem sind ein Angriff auf den friedlichen Alltag aller Israelis. Der Terror und der Hass, die damit verbreitet werden sollen, dürfen nicht die Oberhand gewinnen“.

In diesem Jahr starben bereits mindestens 26 Menschen durch Anschläge in Israel, Ost-Jerusalem und dem Westjordanland, darunter auch mehrere Soldaten und Sicherheitskräfte. Seit dem Frühjahr unternimmt Israels Armee im besetzten Westjordanland auch vermehrt Razzien.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden dieses Jahr mehr als 140 Palästinenser in Zusammenhang mit Militäreinsätzen, bei Zusammenstößen oder eigenen Anschlägen getötet. Es gibt zudem zunehmend Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.

Für Aufsehen sorgten am Mittwoch zudem Berichte über die Entführung der Leiche eines israelischen Staatsbürgers aus einem Krankenhaus in der Palästinenserstadt Dschenin. Der 18-jährige Zivilist sei zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen, teilte die israelische Armee mit. Man erwarte nun, dass sie in einem humanitären Akt an die israelischen Behörden übergeben werde. Die Stadt Dschenin gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser.

(DPA )