Joachim Meisner: Der Streitbare

Joachim Meisner (73) provoziert gern. Ob der Kölner Kardinal sich zur Homosexualität äußert, zur Abtreibung oder jetzt zur Kultur - regelmäßig fühlen sich Menschen verletzt.

Düsseldorf. "Wir sind nicht dazu da, der Gesellschaft nach dem Mund zu reden, sondern wir müssen Gott nach dem Mund reden", lautet sein Credo. Als er 2005 Abtreibungen mit der Ermordung von Millionen Juden durch die Nazis verglich, war der Aufschrei so groß, dass Meisner sich entschuldigte.

Meisner wurde 1933 in Schlesien geboren. Sein Vater kam im Krieg ums Leben, seine Mutter floh mit den vier Söhnen nach Thüringen. Meisner machte eine Banklehre, bevor er studierte und 1962 zum Priester geweiht wurde. 1980 wurde er Bischof von Berlin, neun Jahre später Erzbischof von Köln, 1983 machte ihn der damalige Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. Frauen als Priester, das Ende des Zölibats, Beratungsscheine für Schwangere, die abtreiben wollen - all das ist für Meisner undenkbar. Kritik nimmt er hin: "Ich habe die Kirche nie anders erlebt, als dass ihr der Wind ins Gesicht geblasen hat", sagt der Kardinal, der in der DDR aufwuchs und sich als Bischof weigerte, Staats- und Parteichef Erich Honecker zu begegnen.