Johnny Depp legt Hundestreit bei

Sydney (dpa) - Um flotte Sprüche ist Hollywood-Superstar Johnny Depp selten verlegen. Um so gespannter waren Fans und Promi-Postillen, wie der 52-Jährige sich in einem echten Gerichtssaal machen würde.

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Der Showdown war am Montag in Australien geplant: Depp als Zeuge der Verteidigung im Verfahren gegen seine Frau Amber Heard (29). Sie war als Halterin angeklagt, weil sie und Depp ihre Hunde Pistol und Boo vor einem Jahr ohne Einfuhrgenehmigung nach Australien gebracht hatten.

Würde der scharfzüngige Depp den rumpeligen Agrarminister Barnaby Joyce erneut vorführen? Der hatte mit der Drohung, die Hunde einschläfern zu lassen, den Zorn der Depp-Fans und Tierliebhaber auf sich gezogen. Würden die Ankläger beißende Ironie zu spüren bekommen, weil sie aus den niedlichen Terriern so eine Affäre machten?

Doch es kam anders: Der Star aus „Fluch der Karibik“ muss sich an einen der weisen Sprüche aus seiner legendären Piratenrolle als „Captain Jack Sparrow“ erinnert haben: „Warum kämpfen, wenn man verhandeln kann?“ Heard einigte sich mit der Staatsanwaltschaft: Sie räumte ein, die Hunde bei der Einreise verschwiegen zu haben, dafür wurde die Klage wegen illegaler Einfuhr fallengelassen. Sie kam ziemlich unbescholten davon - eine Geldstrafe ist nur fällig, wenn sie sich in den nächsten vier Wochen etwas zu Schulden kommen lässt. Das war's.

Für die Fans blieben ein paar kurze Blicke auf das Promi-Paar vor dem Gerichtsgebäude: beide in schwarz, Depp mit rotgemusterter Krawatte, Heard mit cremefarbener Bluse. Dem zweimal zum „Sexiest Man Alive“ - Mann mit dem größte Sex-Appeal - gekürten Depp hing die übliche Haarsträhne im Gesicht. Er zog Heard durch einen Pulk von Kameras hinter sich her. Sie hatte am Morgen offensichtlich wenig Zeit für ihre Frisur gehabt. „Go Johnny, wir lieben dich!“, schrien die Fans. Einem gab Depp sogar ein Autogramm.

Zu dem Deal mit dem Ankläger gehörte auch ein sonderbares Video. Es hätte in Hollywood nur in einer Szene a la „dilettantisches Amateur-Video“ eine Chance. Die beiden blicken Seite an Seite ernst in die Kamera. Sie geben sich ganz geknickt. Es erinnert ein bisschen an Aufnahmen von Entführten, bei denen der Betrachter nicht weiß, ob die Personen aus freien Stücken sprechen.

Sie: „Australien ist eine wunderbare Insel, mit einem Schatz an einzigartigen Pflanzen, Tieren und Menschen.“ Er: „Und Australier sind auch einzigartig, sowohl warm als auch direkt: wenn du das Gesetz missachtest, sagen sie es dir unmissverständlich.“

Wie zum Beispiel Agarminister Barnaby Joyce. Selbst der „Sexiest Man Alive“ könne nicht machen, was er wolle, donnerte der untersetzte Politiker vor einem Jahr. Damals hatten Fotos von Pistol und Boo in einem australischen Pudelsalon die Runde gemacht, und so kam ihre illegale Anwesenheit ans Licht. „Es wird Zeit, dass Pistol und Boo sich zurück in die USA verziehen“, sagte Joyce. Der Ausdruck, den er benutzte, war rüde: bugger off. Australiern ging das zu weit. War da wohl Neid im Spiel auf den Frauenschwarm, fragten sich Moderatoren?

Depp schoss wenig später beim Filmfestival in Venedig zurück: „Ich habe meine Hunde getötet und aufgegessen, das war der Befehl irgendeines schwitzenden, beleibten Mannes in Australien“, sagte er - der Ausdruck, den er wählte, war ebenfalls rüde: big-gutted man.

In dem „Wir sind so zerknirscht“-Video sagt Heard: „Es tut mir echt leid, dass Pistol und Boo nicht deklariert wurden.“ Und die Moral von der Geschicht'? Er: „Erkläre alles, wenn du in Australien einreist.“

Die Luft ist wieder rein, Depp und Heard können zu weiteren Dreharbeiten unbehelligt in Australien einreisen - vermutlich ohne Pistol und Boo. Um es mit Captain Sparrow zu sagen: „Die See mag rau sein, aber ich bin immer noch der Kapitän. Ich werde mich durchsetzen!“