Joop: Heidi Klum ist bei Germany's next Topmodel der absolute Boss

Wolfgang Joop über seinen neuen Job als Juror in „Germany’s next Topmodel“ und das schmerzvolle Geschäft mit der Schönheit.

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Berlin. Er ist Stardesigner, Paradiesvogel — und ab sofort Juror in „Germany’s next Topmodel“: Wolfgang Joop.

In der neunten Staffel der Castingshow wird der 69-Jährige gemeinsam mit Heidi Klum und Werber Thomas Hayo über die Bewerberinnen urteilen.

Als neues Jurymitglied soll Joop den Kandidatinnen Tipps für die Karriere auf dem Laufsteg geben, mit seinem prominenten Namen soll er außerdem den anhaltenden Quotensinkflug der Castingshow aufhalten.

Herr Joop, früher konnten Sie nichts mit Castingshows anfangen, jetzt sind sie Juror. Wie kam es dazu?

Wolfgang Joop: Das Interesse an Castingshows steigt enorm auf der ganzen Welt. Umso wichtiger ist es, Zuschauern und vor allem jungen Mädchen einen möglichst realistischen Einblick ins Model-Business zu geben. Der Anspruch steigt auf beiden Seiten, und ich denke, ich kann einen Beitrag leisten, da ich tatsächlich lange Jahre der Erfahrung vorweisen kann.

Sie haben Heidi Klum früher öffentlich kritisiert. Hat sie Ihnen das krummgenommen?

Joop: Heidi erzählte unlängst in einem Interview, dass sie in den 90er Jahren als Runway-Model selten gebucht wurde, und als man mich vor sechs Jahren fragte, ob ich sie buchen würde, sagte ich, dass sie einen anderen Typus Model verkörpere. In diesem Punkt verstehen Heidi und ich uns. Das hat nichts damit zu tun, dass sie eine der schönsten Frauen der Welt ist. Heidi weiß sehr genau, wer sie ist und wie ich das damals gemeint habe.

Wie läuft jetzt die Zusammenarbeit zwischen Ihnen?

Joop: Die Zusammenarbeit mit Heidi macht Spaß und wir beide teilen den Wunsch, die Mädels, die sich diesem Wettkampf gestellt haben, weiterzubringen. Auch wenn eine Situation mal ausweglos erscheint, versuchen wir ihnen klarzumachen, dass mit dem Aus bei „Germany’s next Topmodel“ ihre persönliche Karriere nicht beendet ist.

Wer ist der Boss von Ihnen beiden? Wer entscheidet zum Beispiel, ob ein Mädchen die nächste Runde erreicht?

Joop: Der Boss in diesem Format ist absolut Heidi. Sie hört sich alle unsere Argumente an, aber letztendlich verkündet sie ihre Entscheidung.

Sind Sie ein strenger Juror?

Joop: Ich habe eine starke pädagogische Verantwortung, schließlich bin ich selbst Vater von zwei Töchtern und weiß, dass das Geschäft mit Schönheit und Eitelkeit manchmal ein schmerzvolles sein kann. Um sich zu schützen, braucht man neben physischen Voraussetzungen auch Sprachkenntnisse, gutes Benehmen und Flexibilität. Ohne Selbstdisziplin wird man früher als man denkt scheitern.

Finden Sie nicht, dass Shows wie „Topmodel“ ein fragwürdiges Schönheitsideal verbreiten und junge Mädchen unnötig unter Druck setzen?

Joop: Wer sich als Sportler bei den Olympischen Spielen anmeldet, ohne dem Druck der Konkurrenten gewachsen zu sein und ohne ausgiebiges Training, sollte wohl besser zu Hause bleiben. Die Mädels bei „Germany’s next Topmodel“ sind individuell sehr verschieden voneinander. Wir können ihnen aber am Ende nur die eine Karriere in Aussicht stellen, wenn sie den Voraussetzungen des Business entsprechen. Das heutige Schönheitsideal wird von uns nicht gemacht.

Was bedeutet Mode für jemanden wie Sie?

Joop: Für mich ist die Arbeit eine ständige Herausforderung und Erneuerung meiner eigenen ästhetischen Maßstäbe. Bei „Wunderkind“ versuche ich in jeder Saison Dinge zu entwerfen, von denen der sogenannte Markt nicht wusste, dass er sie wollte.

Wie lange brauchen Sie selbst morgens vor dem Spiegel?

Joop: Wenn ich mich für den Alltag vorbereite, dauert das Duschen und Abtrocknen länger als das Anziehen. Will ich mich für einen besonderen Anlass kleiden, ist das Kleidungsstück, was ich gerne hätte, gerade nie da.