Jubiläum: Eiffelturm entging dem Abriss
Frankreichs berühmtestes Bauwerk steht in Paris. Mittlerweile ist der Gigant sehr beliebt.
Paris. Schlittschuhlaufen im Winter ist nichts Ungewöhnliches. Es sei denn, die Läufer schweben über eine schneeweiße Eisbahn in 57 Metern Höhe und genießen einen traumhaften Blick auf Paris. Die Kanadierin Janice Ling und Töchterchen Chanel schwärmen: „Fantastique, wer kann schon erzählen, dass er auf dem Eiffelturm Schlittschuh gelaufen ist?“
Ob mit Eisbahn oder ohne: Auf den Tag genau 125 Jahre nach dem Beginn der Bauarbeiten übt der wunderbar grazile Stahlgigant noch immer eine unheimliche Anziehungskraft aus. „La Tour Eiffel“ nennen die Franzosen ihr berühmtestes Wahrzeichen, aber meistens sprechen sie zärtlich von ihrer „Dame de Fer“, der „Eisernen Dame“.
Am Morgen des 26. Januar 1887 rückt Gustave Eiffel, Spross deutscher Einwanderer, mit 50 Ingenieuren und nur 250 Arbeitern auf dem Bauplatz am Marsfeld an. Sie haben Dampfkräne dabei, Pferdefuhrwerke, kleine Lokomotiven und einen präzisen Bauplan zum Verschrauben von unvorstellbaren 7500 Tonnen Stahl. Vor allem aber haben sie es eilig. Pünktlich zur Hundertjahrfeier der Französischen Revolution am 14. Juli 1889 soll das 300 Meter Metallgerüst, das damals mit Abstand höchste Bauwerk der Welt, in den Pariser Himmel ragen. Nach einer Rekordbauzeit von zwei Jahren, zwei Monaten und fünf Tagen, als die letzte von zweieinhalb Millionen Stahlnieten eingeschlagen ist, erklimmt Eiffel stolz die 1700 Stufen und hisst die Trikolore.
Die „Grande Nation“ feiert Eiffels Wunderwerk als atemberaubendes Zeugnis französischer Baukunst. Die ganze Nation? Nicht ganz: Prominente Persönlichkeiten, darunter Dichter wie Alexandre Dumas, Guy de Maupassant und Paul Verlaine sehen die „bislang unangetastete Schönheit von Paris“ auf das Schlimmste beschmutzt. Was die Nörgler besänftigt, ist das Versprechen Eiffels, den Turm nach 20 Jahren wieder abzubauen.
Die Besucher der Weltausstellung hingegen prügeln sich vom ersten Tag an um die Eintrittskarten und schon nach wenigen Jahren haben sich die immensen Baukosten von 7,8 Millionen Goldfranken rentiert. Der Turm bleibt nicht nur stehen, sondern ist und bleibt Besuchermagnet und sprudelnde Geldquelle.