Jürgen von der Lippe: Das Hawaii-Hemd kehrt zurück
Jürgen von der Lippe startet ein Comeback im TV. Von Zielgruppen und „Wetten, dass . .?“ hält er wenig.
Berlin. Jürgen von der Lippe (63) ist ein alter Hase im TV-Geschäft: Mit „Geld oder Liebe“ moderierte er in der ARD bis 2001 eine der letzten großen Samstagabendshows; am Freitagabend kehrt er mit der Sat.1-Show „Ich liebe Deutschland“ auf die Fernsehbühne zurück.
Herr von der Lippe, wäre die Nachfolge bei „Wetten, dass . .?“ etwas für Sie?
Jürgen von der Lippe: Das habe ich schon einmal abgelehnt, warum sollte ich das jetzt machen wollen? „Wetten, dass . .?“ hat seinen Zenit überschritten. Jetzt, nachdem man wirklich vorsichtig sein muss, geht die Quote auch drastisch runter. Das ist einfach nicht mehr richtig spannend. Gottschalk abzulösen — ich weiß nicht, ob das ein Traum ist.
Also eine schwierige Aufgabe, egal wer das übernimmt?
Von der Lippe: Ich denke, dass das ein Problem werden kann für jemand Junges. Weil da nach oben keine Luft ist. Ich denke, das wird sich quotenmäßig nach unten entwickeln. Was aber auch normal ist, das war so lange das unangefochtene Flaggschiff der deutschen Unterhaltung.
Aber ist das nicht das Ziel jedes TV-Entertainers, die Samstagabendunterhaltung?
Von der Lippe: „Die“ Samstagabendshow gibt es ja sowieso seit vielen Jahren nicht mehr. Den Samstag als Tag mit der höchsten Quote, den hat ja Günther Jauch abgeschafft. Er hat gezeigt, dass an jedem Wochentag acht oder neun Millionen Zuschauer zu holen sind.
Nun sind Sie freitagabends beim eher gesetzten Sender Sat.1. Wie steht es denn da mit den Quoten in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen?
Von der Lippe: Von den Zielgruppen müssen wir uns verabschieden. Man muss umdenken, was die Wertschätzung älterer Zuschauer angeht, denn wir werden bald in der Überzahl sein. Da sitzt das Geld, und sie sind nicht markentreu, sie sind beeinflussbar und neugierig. Die Werbeindustrie denkt da in alten Kategorien.
Das geht mit Ihnen ja genau in die Richtung: Lippe (63) löst Kai Pflaume (44) ab.
Von der Lippe: Sat.1 holt ja gerade bewährte Kräfte zurück: Ingolf Lück (53), Ulla Kock am Brink (50). Das zeigt vielleicht, dass ein Umdenken stattfindet. Man sieht ja bei Ulla Kock am Brink: Wenn die Show stimmt, kann man eine Moderatorin einsetzen, die die 20 hinter sich gelassen hat — so wie ich ja auch.
Wen wollen Sie denn mit „Ich liebe Deutschland“ erreichen?
Von der Lippe: Ich habe für meine Show schon alle Zuschauer im Kopf, genau wie bei meinem Bühnenprogramm. Da sitzen ja drei Generationen. In den Rateteams sitzt ja auch 20 plus, 30 plus und 40 plus — und der Opa moderiert das Ganze.
Warum noch mal eine große Show mit 63?
Von der Lippe: Fernsehen ist mein Nebenjob, die Bühne ist das Eigentliche. Aber wenn man im Fernsehen ein reizvolles Angebot bekommt und man Sportsmann ist, dann nimmt man das an. Weil es spannend ist.
Was lieben Sie persönlich an Deutschland?
Von der Lippe: Eine hohe Brauereidichte und kurze Wege zum nächsten Krankenhaus — das sind ja Dinge, die in meinem Alter eine Rolle spielen. Nein, ehrlich: Was ich an Deutschland am meisten liebe, ist die Sprache. Das ist Zufall, das hätte ja auch Urdu sein können. Aber das ist nun mal meine Muttersprache, die ich zum Instrument meines Berufs gemacht habe.