Kai Wiesinger stellt seine Fotos aus
Hamburg (dpa) - „Fotografie war schon immer eine Leidenschaft von mir“, sagt Schauspieler Kai Wiesinger. Der 45-Jährige, der durch Filme wie „Kleine Haie“ und „Comedian Harmonists“ bekannt wurde, präsentiert ab Mittwoch seine erste Fotoausstellung „Dialog der Geschichten“ in Hamburg.
„Ich bin viel nervöser als vor einer Filmpremiere. Jetzt bin ich für alles verantwortlich und kann die Schuld auf keinen Regisseur oder Drehbuchautor schieben“, sagt Wiesinger im Gespräch mit der dpa. Ganz allein muss der Schauspieler seine Ausstellungspremiere dennoch nicht bewältigen. Präsentiert werden seine Bilder zusammen mit Fotos von Regisseurin Franziska Stünkel in Zusammenarbeit mit Kunstagentin Jenny Falckenberg-Blunck. Die Fotos werden nicht an steril wirkenden Wänden in einer Galerie aufgehängt, sondern in der ehemaligen Hamburger Standortkommandantur der Bundeswehr. Putz hängt von der Decke, Fensterscheiben sind eingeworfen, kurzfristig müssen Maler verdreckte Wände überstreichen. Ein rustikaler Rahmen für nachdenkliche Bilder.
Wiesingers Fotos entstanden während der Dreharbeiten zum Film „Wunderkinder“ - ein Historiendrama über musikalisch hochbegabte Kinder im Zweiten Weltkrieg. Doch nicht der Inhalt des Films steht im Vordergrund. Die Motive blicken hinter die Kulissen des Drehs und zeigen die große Anspannung: Der Regisseur gibt den Kindern letzte Anweisungen, die Hauptdarsteller entspannen in der Drehpause, die Visagistin schminkt noch ein letztes Mal vor der Aufnahme.
Einen Blick hinter die Fassade wagt auch die 38-jährige Regisseurin Franziska Stünkel. Durch Glasscheiben hindurch fotografierte sie Menschen in China, Europa, den USA und Afrika bei einem Besuch im Restaurant, bei der Arbeit als Koch oder Floristin. „Uns ging es beiden um die Frage: Wo fängt Realität an, wo hört sie auf? Jeder von uns lebt in einer anderen Realität. Jeder hat seine eigene Wahrheit“, erklärt Wiesinger. Deshalb wolle er die Geschichten hinter den Porträtierten zeigen. „Ich bin als Fotograf sehr zurückhaltend und inszeniere nicht. Ich bin bloß Beobachter.“ - Ganz anders als bei seiner Arbeit als Schauspieler.
Auch seinen beiden 11- und 13-jährigen Töchtern hat er die Liebe zur Fotografie vererbt. „Dafür interessieren sie sich viel mehr, als für meine Filmdrehs“, erklärt Wiesinger schmunzelnd. „Dialog der Geschichten“ wird nicht die einzige Ausstellung von Wiesinger bleiben. „Es sind zwei weitere Projekte geplant, aber über den Inhalt kann ich noch nichts verraten.“ Gerade stand der 45-Jährige für einen Tatort und einen Film über sexuellen Missbrauch und Zivilcourage mit Schauspielerkollegin Ann-Kathrin Kramer vor der Kamera. Demnächst wird er im Abenteuerfilm „Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer“ zu sehen sein.