Kantiger Bayer scheitert als Kölner Dombaumeister
Köln (dpa) - Der erste Kölner Dombaumeister wurde der Legende zufolge vom Teufel in die Tiefe gestoßen. Es hat da manches Drama gegeben.
Aber dass sich ein Dombaumeister mit seinen Leuten überworfen hätte und dann vor die Tür gesetzt worden wäre - das ist in 766 Jahren nie passiert. Jetzt aber könnte es bevorstehen.
„Es ist ein tragisches Schicksal“, verlautet aus Kirchenkreisen. „Da ist etwas völlig schief gelaufen.“ Knapp zwei Jahre sollen gereicht haben, um das Verhältnis zwischen Dombaumeister Michael Hauck und den meisten seiner 90 Mitarbeiter völlig zu zerrütten. Die „Kölnische Rundschau“ berichtet, Hauck werde als „cholerisch und misstrauisch“ beschrieben. „Unter seinen Mitarbeitern soll er regelrecht Angst verbreitet haben.“
Der 54-Jährige Bayer ist derzeit krank gemeldet. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ wies er die Vorwürfe am Mittwoch zurück. „Ich war immer ein Teamspieler“, sagt er dort. „Eines meiner obersten Prinzipien ist Fairness im Umgang miteinander.“ Das habe er auch in Köln so gehalten, und deshalb empfinde er die Anschuldigungen als „tiefe Enttäuschung und eklatanten Vertrauensbruch“.
Haucks Fachkompetenz ist unbestritten. Er ist nicht nur katholisch und schwindelfrei - zwei Voraussetzungen, die man für den Job unbedingt mitbringen muss - er ist auch ein anerkannter Gesteinsexperte. Bis zu seinem Wechsel nach Köln 2012 leitete der gebürtige Würzburger die Staatliche Dombauhütte Passau. Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff, Vorsitzender des Domkapitels, sagte nach Haucks Ernennung: „Wir sind der Überzeugung, dass Herr Hauck genau der richtige Mann ist.“
Womöglich hat ihn die Aufgabe aber doch überfordert - nicht fachlich, sondern menschlich. Die Mitarbeiter der Dombauhütte sind zwar offiziell Handwerker, doch viele würden sie eher als Künstler beschreiben. Steinmetze sind darunter, Bildhauer und Glasmaler. Sie alle sind mit dem Dom verwachsen, sie alle sind Individualisten. Oder, wie Dompropst Feldhoff es ausdrückt: „Das sind Köppe!“
Haucks Vorgängerin Barbara Schock-Werner scheint schon in seiner Einarbeitungszeit gespürt zu haben, dass da zwei Welten aufeinanderprallten. Es sei eine „nicht ganz einfache Situation“ gewesen, gestand sie damals der Nachrichtenagentur dpa. Hauck habe ständig von ihr wissen wollen, warum sie etwas so und nicht anders gemacht habe. Einmal habe sie ihm schlichtweg geantwortet: „Wir sind hier im Rheinland!“ Womit sie meinte: Hier muss man den Leuten ihre Freiräume lassen. Öffentlich gab sie ihm als wichtigste Ratschläge „Neugierde und Diplomatie“ mit auf den Weg.
Doch wenn die Vorwürfe gegen Hauck auch nur zur Hälfte stimmen, scheint er eines nun wirklich nicht zu sein - ein Diplomat. Zugute halten muss man ihm, dass er sehr große Schuhe auszufüllen hatte. Schock-Werner, die erste Frau im hohen Amt, wurde in der Dombauhütte auf Händen getragen und war ein Liebling der Medien.
Hauck wirkt in der Öffentlichkeit eher spröde. Als der Dom einige Monate nach seinem Amtsantritt zu zittern begann, weil untendrunter eine neue U-Bahn vorbeifuhr, reagierte er in Interviews schroff und kantig. Eben wie ein Gesteinsexperte, würden manche vielleicht sagen. Danach ist er nur noch selten nach außen hin in Erscheinung getreten. Für den Dom, zu dessen Instandhaltung jedes Jahr viele Millionen benötigt werden, ist das nicht gut. Für den muss man immer die Reklametrommel rühren.
Nun dürften wohl die Anwälte klären, unter welchen Konditionen man auseinandergeht. Seit Anfang des Jahres sucht Köln bereits einen neuen Erzbischof. Könnte sein, dass es bald auch einen neuen Dombaumeister braucht.