Nach Hitzegewittern sind viele Bahnstrecken unterbrochen
Berlin (dpa) - Das Chaos im Bahnverkehr ist nach immer neuen Gewittern über Deutschland noch gewachsen. Wieder kippten Bäume um, wurden Straßen überflutet, waren Schienen blockiert. Vielerorts wüteten erneut heftige Unwetter mit Starkregen, Hagelschauern und Blitzeinschlägen.
In einigen Regionen waren die alten Verwüstungen kaum beseitigt, da kamen schon neue hinzu. Allein in Nordrhein-Westfalen hinterließ Tief „Ela“ nach übereinstimmenden Angaben von Versicherern Schäden in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro.
Nicht nur in Nordrhein-Westfalen, auch im südlichen Niedersachsen und in Hessen hatten die Helfer alle Hände voll zu tun. Am Mittwoch verlagerte sich das Unwetter nach Osten: In Mecklenburg-Vorpommern verursachten die Regenmassen in mehreren Städten entlang der Ostseeküste Überschwemmungen.
Vor allem für den Südosten Deutschlands gab es noch keine Entwarnung. Für die meisten anderen Regionen hingegen stellte der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Wetterberuhigung für diesen Donnerstag in Aussicht.
- Die BAHN bedauerte die „drastischen Einschnitte für die Fahrgäste“. An einen fahrplanmäßigen Betrieb war weiter nicht zu denken. Die Schäden am Schienennetz der Rhein-Ruhr-Region seien „noch schlimmer als befürchtet“, teilte die Deutsche Bahn mit. „Große Bahnhöfe wie Düsseldorf und Essen sind weitgehend vom Zugverkehr abgeschnitten.“ Man fliege die Strecken zum Teil mit Hubschraubern ab, weil am Boden kein Durchkommen sei. Am Mittwoch steckten der Bahn zufolge immer noch 16 Züge fest und blockierten die Trassen.
Für Bahnreisende kamen neue Probleme hinzu: Die Fernverkehrsstrecke Hamburg-Berlin wurde am Mittwoch bis Betriebsschluss gesperrt, weil umgestürzte Bäume von den Gleisen geholt werden mussten. Für drei Stunden war auch die Schnellfahrstrecke Berlin-Hannover nach einem Blitzeinschlag gesperrt. Für Nordrhein-Westfalen hieß es, die Schäden seien noch größer als beim Orkan „Kyrill“ 2007, einem der schwersten Unwetter der vergangenen Jahre.
- HAGEL zerstörte auf Feldern das Getreide und an Häusern die Fenster. Im Sauerland ergoss sich Wasser in eine Schule, nachdem Fenster auf dem Dach zu Bruch gegangen waren. Im sauerländischen Schmallenberg berichtete Gärtner Josef Molitor von Hagelkörnern „so groß wie Golfbälle“, die sein Gewächshaus zerstörten. „Ich konnte eine Scheibe nach der anderen zersplittern sehen.“ Jetzt hofft er auf die Versicherung.
Allein in Nordhessen entstand bei den Bauern ein Schaden von schätzungsweise fünf Millionen Euro: Betroffen sei vor allem die Wintergerste, weil diese kurz vor der Ernte stehe, sagte Daniel Rittershaus von der Vereinigten Hagelversicherung in Gießen. In einem 80 Kilometer langen Streifen in Nordhessen sei eine Fläche fast so groß wie der Chiemsee beschädigt.
- Den Menschen in Rostock und in anderen Städten Mecklenburg-Vorpommerns machten am Mittwoch ÜBERSCHWEMMUNGEN zu schaffen. „Teilweise steht das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch“, sagte eine Sprecherin der Polizei Rostock am Vormittag. Kurz nach 8 Uhr zogen über dem Morgenhimmel Rostocks schwarze Wolken auf, in den Büros mussten die Lichter angeknipst werden.
In der Mitte Deutschlands wurde das Bundessozialgericht in Kassel lahmgelegt, weil der Strom ausfiel. Der Keller lief am Dienstagabend voll, wodurch eine Trafostation zerstört wurde, wie Verwaltungsleiter Harald Friedrichs sagte. „Es sieht verheerend aus. Das Wasser stand 1,80 Meter hoch im Keller“, erzählte er. Weder die Telefonanlage noch die Brandmeldeanlage funktionierten. Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt.
- Nach BLITZEINSCHLÄGEN kam es zu etlichen Bränden. Dachstühle gingen in Flammen auf. In Hessen kam ein Kranführer vorsorglich ins Krankenhaus - er hatte in seiner Kabine gesessen, als ein Blitz in den Kran einschlug. Auf den ersten Blick sei der Mann nicht verletzt worden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens K+S, auf dessen Werksgelände der Vorfall passierte. In Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt wurde ein Monteur von einem Blitz verletzt. Zwei weitere Männer wurden nach einem Blitzeinschlag in Sachsen-Anhalt vorsorglich untersucht.
Insgesamt kamen am Mittwoch aber relativ wenige Menschen zu Schaden. In Hessen etwa wurde ein Lokführer verletzt, als ein Triebwagen gegen einen auf die Gleise gestützten Baum fuhr. Bei dem Unwetter in Nordrhein-Westfalen am Montagabend und in der Nacht zum Dienstag starben dagegen sechs Menschen.