Engels verbindet NRW mit China
Das von der Volksrepublik gestiftete Engels-Denkmal in Wuppertal soll eine neue Phase der Kooperation einleiten.
Wuppertal. Die stetig wachsende Zusammenarbeit von Nordrhein-Westfalen mit der Volksrepublik China hat seit gestern einen Fixpunkt. Nahe der Oper in Wuppertal enthüllten der chinesische Botschafter in Deutschland, Shi Mingde, und der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) Mittwoch eine fast vier Meter hohe Bronzestatue des Philosophen Friedrich Engels. Die mit sozialistischer Anmut gestaltete Figur zeigt den 1820 in Barmen geborenen Mitstreiter und Unterstützer von Karl Marx in einer Denkerpose.
Voller Begeisterung schilderte der chinesische Bildhauer der Skulptur, Prof. Zeng Chenggang, nach der Enthüllung den Schaffensprozess, berichtete von Skizzen in verschiedenen Lebensphasen Engels’ und, dass der Vizestaatspräsident höchstselbst die umgesetzte Variante ausgesucht habe. „So kennen alle Chinesen Engels“, begründete der Bildhauer die Auswahl. In China werde der Philosoph, Historiker und Schriftsteller als Universalgenie gesehen,
Dass Wuppertal sich nun rühmen darf, ein weiteres Engelsdenkmal zu besitzen, ist nicht zuletzt den florierenden Beziehungen des Landes NRW zur kommunistischen Volksrepublik zu verdanken. Botschafter Mingde ließ Zahlen sprechen: So hatte NRW im Jahr 2012 allein 20 Prozent beziehungsweise 30 Milliarden Euro Anteil an der Handelsbilanz Deutschlands mit dem bevölkerungsreichsten Land der Erde. 2000 chinesische Firmen hätten sich bereits in NRW niedergelassen. „Und jedes Jahr kommen 600 000 Chinesen nach Deutschland. Sie bleiben im Schnitt zwei Tage und geben dabei täglich 800 bis 900 Euro aus.“ Dieses Denkmal in Wuppertal sei Symbol für eine neue Phase der Beziehungen von China zu Deutschland. Anfang Juli besuche Bundeskanzlerin Merkel die Volksrepublik zum siebten Male.
Wuppertal gehört zu den Städten, die vom zwar gebremsten, aber immer noch spürbaren Aufschwung Chinas profitieren wollen. Immer mehr Firmen in der Bergischen Metropole unterhalten Beziehungen ins Reich der Mitte. Aus China engagiert sich eine steigende Zahl von Unternehmen in Wuppertal und im Bergischen Land. „Eigentlich dürfte nun kein Chinese mehr Deutschland verlassen, ohne sich mit unserem Engels abgelichtet zu haben“, sagte Oberbürgermeister Jung. Bei allen Unterschieden zwischen den Staaten und den Gesellschaften sei es richtig, in Kontakt zu kommen und in Kontakt zu bleiben. Das gelte für die Wirtschaft wie für die Menschen.
Die Idee, Wuppertal ein Engelsmonument zu stiften, ist vor etwa vier Jahren entstanden. Der Rat der Stadt Wuppertal stimmte dem ungewöhnlichen Geschenk mehrheitlich zu. Es gibt aber auch Gegner. An dem Denkmal klebe Blut, sagen Kritiker und erinnern an Menschenrechtsverletzungen im China von heute. Denen wäre ihrer Meinung nach auch Engels zum Opfer gefallen. Ein Leser unserer Zeitung brachte seine Meinung zum Denkmal so auf den Punkt: „So groß war Engels nicht.“