Umstrittener Riese Karl Marx kehrt in seine Geburtsstadt zurück

Trier (dpa) - Karl Marx ist wieder da. Überlebensgroß erhebt er sich als Bronze-Statue in seiner Heimatstadt Trier, die sich stets schwer mit ihrem weltbekannten Sohn getan hat. Zum 200. Geburtstag von Marx hat die Stadt in Rheinland-Pfalz ihm ein Denkmal gesetzt.

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4,40 Meter hoch und 2,3 Tonnen schwer ist die Skulptur: ein Geschenk der Volksrepublik China, das am Freitag auf einen gut ein Meter hohen Sockel gestellt wurde. Zunächst bleibt der „Riesen-Marx“ aber noch eingepackt: Erst bei den Feierlichkeiten zum Jubiläum am 5. Mai soll die Statue unter einem roten Tuch enthüllt werden.

„Vor 30 Jahren hätten wir das nicht machen können“, sagte der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) mit Blick auf Kritik an der Ehrung des Wegbereiters des Kommunismus. Erst nach dem Ende des Kalten Krieges sei es möglich, sich „differenziert und mit Abstand“ mit dem in Trier geborenen Philosophen zu beschäftigen. Das Denkmal solle anregen, sich mit Marx und seinem Werk auseinanderzusetzen, sagte Leibe, während ein NPD-Aktivist lautstark und mit einer Trillerpfeife gegen Marxismus anblies.

Viel war von der Statue noch nicht zu sehen. Beim Aufstellen in der Stadtmitte lugte lediglich ein leicht nach vorne schreitender Fuß unter Folie hervor, zudem wurde der Kopf für Bild-Aufnahmen kurz ausgepackt. Marx blickte mit ernster Miene in die Ferne, während er in millimetergenauer Feinarbeit per Gabelstapler auf das Treppenpodest gehoben und angeschraubt wurde. Keine Stunde, dann hatte der Denker seinen Platz nahe dem früheren Römertor Porta Nigra und dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Marx eingenommen. Und schon wurde sein Haupt wieder eingehüllt.

Dass Trier eine Karl-Marx-Statue aus China in dieser Größe (inklusive Podest 5,50 Meter hoch) an diesem Platz aufstellt, hat heftige Kritik ausgelöst. Auch zum Festtag haben sich neben reichlich Prominenz auch etliche Protestler angekündigt. Marx sei nicht nur Philosoph gewesen, sondern habe die geistigen Grundlagen für kommunistische Diktaturen gelegt, hieß es von Kritikern. Und: Es handele sich um ein „vergiftetes Geschenk aus China“, das Marx verherrliche und Trier zur „Wallfahrtsstätte“ für Partei-Funktionäre mache.

Das sieht Triers Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) anders. „Karl Marx hat Weltgeschichte geschrieben und ist der bekannteste Trierer.“ Da sei es doch legitim, ihn zum 200. Geburtstag zu feiern. Das Denkmal bedeute keineswegs eine „Glorifizierung von Ideologie“. Und den Chinesen sei man freundschaftlich verbunden. Schon heute kommen rund 40 000 Chinesen jedes Jahr nach Trier, auch um das Geburtshaus von Marx zu besuchen. Auch OB Leibe findet das Denkmal „angemessen“ - als Teil eines Jubiläumsprogramms mit drei großen Ausstellungen und 600 Veranstaltungen in diesem Jahr in Trier.

Aber: Klar rechnet die Stadt auch mit Vandalismus. Sicherheitsleute sollen die Statue abends, nachts und an Wochenenden bewachen, wenn an der Baustelle keiner mehr arbeitet. „Ja, wir haben die Sorge und wir sind wachsam“, sagte Baudezernent Ludwig. Die Sicherheitsmaßnahme koste 5000 bis 10 000 Euro - sei aber notwendig, um die feierliche Enthüllung am 5. Mai nicht zu gefährden.

Ludwig erzählte, eine Frau habe angekündigt, dass sie sich verhüllen und mit Farbbeuteln auf die Skulptur werfen wolle. Vorsorglich habe man die Statue gewachst, um sie wieder reinigen zu können. Er hoffe, dass die Marx-Statue Akzeptanz finde. „Und dass sie auch noch am 250. und 300. Geburtstag von Marx stehen wird.“ Marx, einer der geistigen Väter des Kommunismus, war am 5. Mai 1818 in Trier geboren worden und verbrachte die ersten 17 Jahre seines Lebens dort.