Karneval in der heißen Phase - Elf Dinge, die Jecke wissen sollten

Jet zo laache: Am Donnerstag beginnt der Straßenkarneval und die jecken Wiever übernehmen das Regiment. Wir listen die wichtigsten Punkte für die tollen Tage auf.

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Düsseldorf. Darauf haben viele Karnevalisten sehnsüchtig gewartet: Um 11.11 Uhr jeht heute wieder dat Trömmelche. Die jecken Wiever erobern die Rathäuser, es regnet Strüßje und Kamelle. Sechs Tage lang herrscht Ausnahmezustand. Das ist eine schöne Zeit, aber auch harte Arbeit. Wir haben elf Dinge aufgelistet, die wichtig zu wissen sein könnten.

Die Tradition von Weiberfastnacht soll bis ins tiefe Mittelalter zurückgehen. Schon damals wurde in den Kölner Klöstern am Donnerstag vor Karneval die Pfaffenfastnacht gefeiert. Ab 11.11 Uhr versammeln sich heute in Düsseldorf die Möhne ums Rathaus, um die Macht an sich zu reißen. Zur gleichen Zeit geht’s in Köln los (Alter Markt mit Bühne), in Wuppertal am Johannes-Rau-Platz. Das Altweiber-Treiben am Krefelder Rathaus (Von-der-Leyen-Platz) beginnt um 14.11 Uhr.

Die richtige Verkleidung zu finden, ist nicht so einfach. Da kann man viel falsch machen, auch wenn die Auswahl in Kaufhäusern und auf Online-Portalen riesig ist. Vollblutjecken juckt schon beim Anblick eines Polyester-Kostüms die Haut. Doch es gibt auch Alternativen und für ein Last-Minute-Kostüm ist es nie zu spät: Einige Karnevalsgeschäfte haben am Donnerstag schon ab 8 Uhr geöffnet.

Besonders beliebt sind in dieser Session Kostüme rund um Einhorn oder Krümelmonster, aber auch Kostüme aus der Star-Wars-Geschichte sowie Minions oder Steampunks liegen weiter im Trend. Besonders angesagt sind „Carry-Me“-Kostüme. Das sind Kostüme, bei denen es so aussieht, als würde man von einem Zwerg oder Affen auf den Schultern getragen werden.

Wer sich an Weiberfastnacht in den Karneval stürzt, sollte Reserven haben — Tanzen verbraucht reichlich Kalorien. Der Energieanbieter Eon legt dazu nun ein Rechenmodell vor. Gehe man davon aus, dass ein Drittel der Bevölkerung in den Karnevalshochburgen von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch zehn Stunden täglich durchtanze, entspräche der Energieverbrauch fast der Produktion eines Offshore-Windparks in diesem Zeitraum: rund 16 Gigawattstunden. Man muss wohl allerdings hinzufügen: Zehn Stunden Tanz täglich sind selbst im Karneval ausgesprochen ambitioniert. Ob Schunkeln auch ausreicht, ist nicht überliefert.

Um die neue Streckenführung und den längeren Zug an Rosenmontag in Düsseldorf zu sichern, müssen Veranstalter und Karnevalsvereine tiefer in die Tasche greifen. Neben einem privaten Ordnungsdienst müssten auch die Karnevalsvereine eigene Begleiter und Ordner organisieren, teilte das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) am Mittwoch mit. Die Sicherheitskosten liegen nach Schätzungen des Vereins bei mehreren Zehntausenden Euro. Unter dem Kampagnenmotto „Respektvoll, sicher und fröhlich“ setzen auch die Kölner mit großem Personalaufwand ihre Ordnungs- und Sicherheitskonzepte um. Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) haben angekündigt, dass es 1700 zusätzliche Stadtbahnfahrten und 200 Bus-Touren mehr gibt.

Jede Karnevalshochburg hat ihre eigene Spaß-Parole. Hier die wichtigsten zum Mitreden: Köln: „Mer Kölsche danze us der Reih“; Düsseldorf: „Jeck erst recht“; Mönchengladbach: „Immer zu zweit — Halt Pohl und All Rheydt“; Wuppertal: „Jeck ist geil“; Krefeld: „Fastelovend first“.

Die tollen Tage sind für Partyhasen das Nonplusultra. Hier eine kleine Auswahl für Feierbiester: Das Schlösser Quartier Bohème an der Ratinger Straße in Düsseldorf legt am Donnerstag ab 11.11 Uhr die ersten Karnevalskracher auf. Gegenüber in der Brauerei Füchschen wird schon ab 8 Uhr (!) „Helau“ gerufen.

Der Kneipenkarneval hat natürlich auch in Köln Tradition. Zu den beliebtesten Lokalen zählen: Petersberger Hof, Lapidarium, Haus Unkelbach, Anno Pief, Essers Gasthaus und der Mainzer Hof.

Das knackig kalte Wetter der vergangenen Tage mit Sonne und blauem Himmel am Mittwoch prognostizierte. Vor allem im Norden, Westen und der Mitte NRWs scheint für längere Zeit die Sonne. Bleibt nur noch: Fiere ohne ze friere — also besser ein Plüschkostüm an- oder die Thermo-Strumpfhose unterziehen.

Der Narr im rheinischen Karneval lässt sich die Session 2018 im Durchschnitt 222 Euro kosten. Das hat eine Umfrage der Targobank in zehn Städten ergeben. Im Mittelfeld liegt der Rhein-Kreis Neuss mit einem Budget von 216 Euro. Spitze bei den Ausgaben sind die Bonner mit 310 Euro, vor den Kölnern mit rund 307 Euro. Auf dem dritten Rang folgen die Koblenzer Karnevalsfreunde mit Ausgaben von 230 Euro, vor den Wiesbadenern mit 221 Euro und Neussern (216 Euro). Auf Rang sechs liegt Mainz (201 Euro), vor der Karnevalshochburg Düsseldorf (196 Euro). Es folgen die Städte Krefeld mit 185 Euro und Aachen (183 Euro). Am wenigsten springt und klingt der Geldbeutel der Duisburger Narren, die im Durchschnitt rund 145 Euro ausgeben.

Die Rheinische Fachhochschule führt im Auftrag des Kölner Festkomitees in den kommenden Tagen eine Umfrage an unterschiedlichen Orten und Tagen durch. Die Studie will untersuchen, was den Menschen der Karneval bedeutet, wer überhaupt feiert und woher die Jecken kommen. Oder ist der Kölner Karneval nur noch ein „allgemeines Besäufnis“, wie Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) jüngst feststellte?

Kölsche Klassiker wie Superjeilezick (Brings), Viva Colonia (Höhner), Echte Fründe (Höhner), Mer losse d’r Dom in Kölle (Bläck Fööss), sollten zum Portfolio eines echten Jecken gehören. Zu den neueren Hits zählen: „Kölsch statt Käsch“ (Miljö), „Liebe gewinnt“ (Brings) oder „Für die Iwigkeit“ (Räuber). Immer wieder schön: „Leev Marie“ (Paveier). Die besten Düsseldorfer Ohrwürmer: „Da schwimmt ’ne Kölner (Düssel-Disharmoniker), „Die Sterne funkele“ (Alt Schuss) und Rot-Weiß (Düssel-Disharmoniker).

Natürlich fließt an Karneval wieder reichlich Alkohol, einen fiesen Brummschädel will niemand haben. Tipp: Mit Mineralwasser während oder nach der Party wird das Blut wieder dünner. Auch das klassische Kater-Frühstück (Rühreier mit Speck, Matjes, Rollmops) bringt den Jeck zurück ins wahre Leben.