Karneval: Piraten- und Mittelalter-Kostüme beliebt
Mainz (dpa) - Was trägt der trendbewusste Fastnachter in diesem Jahr? Zunehmend Mittelalter-Kostüme, meinen Fachleute. Der „Pirat“ kann aber seinen Spitzenplatz als beliebteste Figur verteidigen.
Rauflustige Piraten mit Papagei und Augenklappe, mittelalterliche Adelsdamen mit Diadem und Goldring oder zierliche Feenmädchen mit Zauberstab: Bei den beliebtesten Rollen im diesjährigen Fastnachtstrubel geht es wieder historisch zu. Experten machen dabei zunehmend einen Trend zu aufwendigen mittelalterlichen Kostümen aus. Grund seien Filme und Bücher, erklärt der Sprecher der Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren Industrie, Dieter Tschorn. „Der Film war schon immer Wegbereiter für Kostüme.“
Der Pirat ist aber wie in den Vorjahren die Nummer Eins in den Kostümabteilungen. Seit dem Film „Der Fluch der Karibik“ ist das einfache Kostüm sowohl bei Männern als auch bei Frauen Favorit. Es werde jedes Jahr mit neuen Accessoires aufgepeppt und könne sowohl sehr männlich als auch aufregend feminin aussehen, sagt Tschorn. Der Seeräuber kann dabei durchaus Wert auf ein gepflegtes Äußeres legen: Er müsse nicht unbedingt zerfleddert oder schmutzig aussehen, edle Stoffe in Bordeaux oder Schwarz passten genau so gut, sagt Anneliese Theisen, Filialleiterin bei Pierros Karnevaldiscounter in Mayen.
Männliche Narren lassen sich die Verkleidung mitunter mehr kosten als Damen, hat Matthias Schreiber, Geschäftsführer der Firma Cocolores Kostüme und Fastnachtsartikel in Mainz, beobachtet. „Männer wollen auch mal glänzen und geben dafür mehr Geld aus.“ Generell stellen die Experten einen Trend zu hochwertigen Stoffen und guter Verarbeitung fest.
Die aufwendigen und vor allem teuren Mittelalter-Kostüme machen dem Pirat nach Tschorns Angaben noch lange keine Konkurrenz, sind aber im Kommen. Hintergrund seien unter anderem die Verfilmung des Buchs „Die Säulen der Erde“, der Kinderfilm „Rapunzel“ und Mittelaltermärkte, erklärt der Verkaufsleiter der Firma Fries und Söhne in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz, Gerd Horbach. Die Firma Habesa Stoffe GmbH in Mainz hat sich auf den Mittelalter-Trend eingestellt: Hochwertiges Leinen, Samt, Bänder und Spitzen seien im Sortiment vorhanden, heißt es. Auch der Kostümverkauf Cocolores sieht im mittelalterlichen Graf- und Gräfinnen-Outfit den kommenden Kassenschlager. In Pierros Karnevaldiscounter und im Kaufhof Landau spielen mittelalterliche Kostüme dagegen noch keine große Rolle.
Auch Halloween-Verkleidungen sowie Punk- oder Gothic-Elemente finden die Jecken mittlerweile an den Stangen der Kostümabteilungen. „Aber abschrecken wollen die wenigsten damit“, sagt Tschorn. Die Hexe solle an Fastnacht nicht grauenvoll wirken, sondern eher sexy, meint auch Schreiber. „Böse“ Hexenkostüme mit riesigen Nasen und Warzen haben bei den Umzügen der alemannischen Fasnacht mehr Konjunktur. Die Bevölkerung der rheinischen Gebiete greife nach wie vor lieber zu den lustigen Clowns-Kostümen oder abgemilderten Schurkenkostümen, sagt Horbach. Er hat bei älteren Kunden auch ein verstärktes Interesse an Hippiekostümen bemerkt. „Die Leute wollen sich mal wieder wie früher anziehen“, sagt er.
Bei den Kindern sind nach wie vor Cowboy und Indianer der Hit, Cowboykostüme gehen aber besser. „Aus dem einfachen Grund, weil die Cowboys meistens die Indianer versohlen und nicht umgekehrt“, sagt Horbach. Das absolute Muss: Die Waffe. Jungs bräuchten vor allem etwas „zum Draufhauen, um den Prinzessinnen imponieren zu können“. „Hätte der Ritter nur ein Fähnchen und kein Schwert, wäre das Kostüm völlig uninteressant“, sagt er. Bei den Mädchen bekommt der ewige Kassenschlager Prinzessin immer stärker Konkurrenz von Feenmädchen und Elfen. „Es gibt ja kaum noch royale Familien, und wenn man sie in der Presse sieht, sehen sie nicht mehr so prunkvoll aus wie einst Sissi“, erklärt Horbach.
Die Fastnachtskampagne ist diesmal mit 119 Tagen sehr lang. Es sei die längste Verkaufsphase für Karnevalsartikel, an die er sich erinnern könne, sagt Tschorn. Ob es nun 90 oder fast 120 Tage sind, sei aber fast egal, der Kundenstamm bleibe derselbe, der einmalige Einkauf immer gleich, sagt Horbach. Allerdings könnten „Impulskäufe“ zunehmen, weil in den Läden länger Faschingsmusik gespielt werde.