Johnny Logan: Eurovision Song Contest ist wie eine Weltmeisterschaft
Mit drei Siegen ist Johnny Logan der erfolgreichste Künstler beim Song Contest. Der Ire vermisst heute vor allem das Orchester.
Herr Logan, Sie haben 1980 zum ersten Mal den Eurovision Song Contest gewonnen. Was hat sich seitdem verändert?
Johnny Logan: Die gesamte Musikindustrie hat sich verändert. Von „What’s another Year“ wurden damals 52 000 Platten am Tag verkauft. Das ist heute nicht mehr zu erreichen. Der Liederwettbewerb konnte für Künstler der Start in eine große Karriere sein. Aber am meisten vermisse ich das Orchester. Eine Ballade wie „Hold me now“ kann ich mir ohne Orchester nicht vorstellen, die Musiker haben das Lied mitgelebt. Heute ist das so ein bisschen wie ein Karaoke-Wettbewerb. Aber das Ganze hat immer noch eine große Faszination.
Welche Bedeutung hat der Song Contest?
Logan: Ich würde das mit einer Fußball-Weltmeisterschaft vergleichen. Ich bin beim World Cup in Deutschland gewesen und rechne damit, dass die Stimmung in Düsseldorf in diesem Jahr ähnlich sein wird.
Was halten Sie von der Idee, dass Lena ihren Titel verteidigt?
Logan: Ich habe Lena und Stefan Raab im vergangenen Jahr kennen gelernt, als ich meine CD in Stefans Fernsehsendung vorgestellt habe. Er ist sehr kreativ und ich glaube, dass er weiß, was er tut. Auf der anderen Seite ist es schwierig, wenn so viele verschiedene Komponisten Lieder schreiben. Da können auch viele Fehler passieren. Ich glaube, Lena hat so viele Chancen zu gewinnen wie die anderen Länder auch.
Ihren ganz großen Erfolg haben Sie nur beim Song Contest gehabt. Woran lag das?
Logan: Ich weiß, dass ich eine gute Stimme habe. Aber ich war damals bei großen Plattenfirmen. Da wurde immer nach irgendwelchen Trends gesucht. Ich bin dann zu meinen Wurzeln zurückgekehrt und habe mit „Irish Connection“ eine Platte mit vielen Folk-Elementen aufgenommen, an der ich schon mit 16 Jahren gearbeitet habe. Damit war ich 2007 in Dänemark, Schweden und Norwegen jeweils auf dem ersten Platz der Charts. In Norwegen gab es dafür sogar Doppel-Platin.
Aber danach haben Sie mit „Nature of Love“ wieder etwas ganz Anderes gemacht.
Logan: Ja. Das ist das erste Album, auf dem alle drei Siegertitel enthalten sind. Ich habe auch „Why me“, meinen Song, mit dem Linda Martin 1992 den Song Contest gewonnen hat, dafür noch einmal aufgenommen.
Können Sie sich vorstellen, noch einmal anzutreten?
Logan: Ich werde von der Musikfirma EMI, die den Vorentscheid in Irland organisiert, regelmäßig gefragt, ob ich neue Songs habe. Auch in diesem Jahr. Aber ich hatte bisher keine Zeit dazu. Im Frühjahr werde ich mich mal hinsetzen und einige neue Sachen komponieren.
Vorher sind Sie in Deutschland auf Tour.
Logan: Ja, mit der keltischen Rockoper ’Excalibur’. Da spiele ich den König Artus. Es macht sehr viel Spaß, mit so großartigen Künstlern zusammen zu arbeiten. Dabei ist zum Beispiel Michael Mendl, der zu meinen Lieblingsschauspielern gehört. Außerdem sind unter anderem Martin Barre oder John Helliwell dabei.
Sie sind viel in Deutschland unterwegs. Wie kommt das?
Logan: Ich habe viele Freunde dort. Zum Beispiel Jan-Josef Liefers, mit dem ich Golf spiele und schon manche Flasche Champagner geleert habe. Aber seit fünf Jahren trinke ich keinen Alkohol mehr, nachdem mein Leben so etwas wie eine große Party war. Ein Jahr später hatte ich wieder Erfolg. Darum habe ich es dabei belassen.