Katherine Jenkins: Sie will Klassik für die Massen
Porträt: Die Mezzosopranistin Katherine Jenkins (29) erobert mit ihrem vielseitigen Stil die deutschen Album-Charts.
Köln. Um drei Uhr morgens ist sie aufgestanden, um fünf gab´s Frühstück. Nach sieben Stunden knurrt ihr jetzt der Magen. Doch für was Richtiges ist der Zeitplan zu eng. Da müssen in der Rosensuite im Kölner Hyatt ein paar Mandarinenschnitze reichen.
Katherine Jenkins (29) hat ein Problem. Nein, eigentlich zwei. Die blonde Waliserin ist außergewöhnlich attraktiv, und sie singt Klassik. Das bedeutet: Sie wird immer wieder auf ihr Äußeres reduziert und landet gleichzeitig in einer Schublade, auf der - so das Klischee - eine dicke Staubschicht liegt. "Bei Klassik denken alle, das ist Musik für ältere, reiche Leute. Und die Sängerin so ein dicker Sopran, der Hörner auf dem Kopf trägt und Wagner singt", sagt Jenkins. Diesem Bild entspricht die schlanke junge Frau nun wirklich nicht.
In England ist sie längst ein Superstar, und der Plattenvertrag im siebenstelligen Bereich, den sie mit 23 Jahren unterzeichnete, gilt als der höchstdotierte, der jemals in Großbritannien für klassische Musik ausgehandelt wurde. Nun möchte die Sängerin, die unlängst dem "Playboy" einen Korb gab, auch Deutschland erobern. Ihr Album "Believe" ist gerade in den Top20, im Oktober kommt Jenkins erstmals auf Tournee in die Region.
Daran, dass sie früher gemodelt hat, um sich ihr Studium zu finanzieren, denkt sie nur ungern zurück: "Das war total langweilig, das hat mir überhaupt nichts gegeben." Aber singen wollte sie schon immer, sagt die 29-Jährige: "So lange ich denken kann."
Von Neath, einer idyllisch gelegenen Stadt im Südwesten von Wales, ging es nach London, wo sie mit 18 an der "Royal Academy of Music" angenommen wurde. Ihre Stimme, schätzt sie, hat sie von der Großmutter geerbt: "Sie hatte einen wunderbaren Mezzosopran und hat bei uns in der Kirche gesungen. Die Leute schwärmen bis heute von ihr."
Auf Jenkins’ Album "Believe" findet sich Klassik eher light, das Gros der Stücke stammt aus der Film-, Pop- oder Chanson-Ecke. Dass dieser Mix blendend funktioniert, hat Stargeiger David Garrett vorgemacht. Ihr Produzent David Foster gewann bereits 15 Grammys, gilt als Entdecker von Michael Bublé und schrieb mit "I Will Always Love You" einen Welthit für Whitney Houston.
Der Mix von Genres entspricht auch Jenkins privatem Geschmack: "Auf meinem I-Pod habe ich Pavarotti und die Callas, aber auch Stücke von Lady Gaga oder Michael Bublé." Die hohe Schule hat sie trotz Crossover-Erfolg weiter im Blick: "Mein nächstes Ding wird die Oper. 2011 will ich Mozart singen. Und Bizet. Ich liebe Carmen." Und bis dahin will sie dem Klischee der elitären Klassik den Kampf ansagen: "Auf meinen Konzerten singe ich natürlich auch klassische Stücke. Aber ich erzähle viel. Über die Stücke, die Komponisten und die Zeit, in der sie entstanden sind." Sie wolle den Leuten die Schwellenangst nehmen. "Ursprünglich waren Opern nichts anderes als heute der Pop - Musik für die Massen."