Kaymer am Ziel seiner Träume

Der 26-Jährige aus Mettmann ist die neue Nummer eins der Welt. Ein junger Mann, der weiß, was er will und kann.

Düsseldorf. Das sichere Gefühl, der Beste der Welt zu sein, hat schon manche unsicher werden lassen. Oder selbstverliebt. Oder überheblich. Martin Kaymer ist nun der beste Profigolfer der Welt, der erste Deutsche seit Bernhard Langer, der in dieser Sportart die Weltrangliste anführt. Verändern wird es ihn voraussichtlich nicht. Zumindest nicht wesentlich.

Als er am Samstag beim World Matchplay in Marana/Arizona das Halbfinale gegen den US-Amerikaner Bubba Watson gewinnt und ins Finale gegen den Engländer Luke Donald einzieht, lächelt er. Nun ist sicher: Er hat Lee Westwood als Nummer eins der Welt abgelöst. Und dann sagt der 26 Jahre alte Kaymer Sätze wie: „Ich brauche sicher einige Zeit, um darüber nachzudenken.“ Andere hätten Purzelbäume geschlagen.

Seine Trainerin Fanny Sunesson umarmt ihren Schüler, als es geschafft ist. „Es hat fünf Jahre gedauert, um die Nummer eins zu werden. Für mich, meine Familie und für die, mit denen ich arbeite, ist das ein großartiger Erfolg.“ Martin Kaymer scheint selbst bei größten Triumphen seine Bodenständigkeit nicht zu verlieren.

Seit 2007 hat der Profi aus Mettmann 10,327 Millionen Euro an Preisgeld angehäuft. Davon kann natürlich niemand etwas ahnen, als er im Alter von zehn Jahren die ersten Schläge im Golfclub Mettmann absolviert und parallel noch Fußball in Jugendmannschaften von Fortuna Düsseldorf spielt.

Später startet er für den Golfclub Bergisch Land in Wuppertal, wo er seine größten Erfolge als Amateur feiert. Ende des Jahres 2005 wird Kaymer Profi. Gut fünf Jahre später ist er die Nummer eins. Ein unglaublicher Höhenflug.

Seinem deutschen Trainer Günter Kessler merkt man an, wie bewegt er ist, wenn er von den Erfolgen Kaymers spricht. Kessler ist derjenige, der am Erfolg von Kaymer den vielleicht größten Anteil hat. Kessler ist der Entdecker Kaymers, er hat Kaymers Schwung gesehen und wusste, dass er ein ganz Großer werden kann.

Kaymer trainiert bis zu acht Stunden am Tag. „Das ist mein Job, der mir Spaß macht“, sagt er. Was ihn an diesem Sport von Anfang an gereizt hat? „Alle Fehler, die du machst, machst du selbst, das kann ich nur auf mich schieben. Beim Fußball bist du abhängig von anderen.“

Als Bernhard Langer 1986 die Nummer eins der Golfwelt wurde, war Kaymer ein Jahr alt. „Erst der zweite Deutsche nach Bernhard zu sein, ist ein besonderes Gefühl. Er war mein Vorbild, als ich aufwuchs“, sagt Kaymer nach dem historischen Halbfinale auf dem Wüstenkurs seiner Wahlheimat.

Im Juli 2008 starb seine Mutter Rina, Kaymers Tränen rührten die Nation. Aber er fand zum Erfolg zurück. „Für meine Mutter“, hat er gesagt. Mit Freundin Allison Micheletti lebt er in Arizona. Ist Heirat ein Thema? „Eventuell wenn ich über 30 bin. Bis dahin ist die Karriere das Wichtigste.“