Kein Alkohol mehr von der „Tanke“ für Jugendliche

Frankfurt/Main (dpa) - Alkohol an der Tanke: Jugendliche versuchen an den 15 000 Tankstellen in Deutschland häufig, für sie verbotene Produkte zu kaufen. Mit einer „Schulungsinitiative Jugendschutz“ (Schuju) will die Branche Verkäufer dazu bringen, sich ihre Kunden genau anzusehen.

Dazu gehört, Ausweise zu kontrollieren und keinem Jugendlichen alkoholische Getränke zu verkaufen. „Jugendschutz ist eine gesetzliche und eine moralische Verpflichtung“, sagte Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick vom Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) am Dienstag in Frankfurt. Mit dem „Schuju“-Programm seien seit 2007 mehr als 100 000 Mitarbeiter aus Handel, Gastronomie und Tankstellen geschult worden. Strengere Gesetze lehnt die Branche ab.

Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig kontrollieren, empfiehlt die Spirituosenwirtschaft den Verkäufern. Tipps für den Umgang mit schwierigen Kunden gibt es in einer Broschüre: Höflich, aber bestimmt Altersnachweis verlangen, konsequent bleiben, notfalls Kollegen oder andere Kunden hinzuholen. Laut Gesetz dürfen Bier und Wein an Kunden ab 16, Schnaps erst an Erwachsene ab 18 Jahren verkauft werden.

Etwa zwei Prozent des in Deutschland verkauften Alkohols werden an Tankstellen abgesetzt, wie Brigitte Wortmann von BP berichtete. Die Shops, in denen Getränke, Zigaretten, Zeitschriften und zunehmend Lebensmittel verkauft werden, machten für die Tankstellenpächter etwa 60 Prozent ihres Ertrags aus.

„Tankstellenshops erfüllen eine wichtige Funktion als Nahversorger, vor allem auf dem Land“, sagte Dirk Claussen, Geschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes. „Alkohol ist ein besonders Produkt, wir stehen zu unserer Verantwortung.“ Alkohol, so Wortmann, sei ein klassisches Koppelprodukt: Wer ihn kaufe, nehme auch Chips und andere Artikel mit.

Am „Schuju“-Programm sind 15 Verbände beteiligt, von Berufsschullehrern über die Mineralölwirtschaft und Tankstellen bis zur Deutschen Barkeeper-Union. Es gibt ein Online-Training, Broschüren und eine sogenannte Alterskontrollscheibe, mit der das Alter des Kunden schnell ausgerechnet werden kann.