Manuel Andrack über Trends beim Wandern

Saarbrücken (dpa) - Die Wanderlust der Deutschen ist ungebremst. Unterstützt wird der Drang nach draußen von zahlreichen neuen zertifizierten Strecken, wie etwa Premium- oder Qualitätswanderwegen.

Zu den bekennenden Wandersmännern zählt Manuel Andrack, der ehemalige Redaktionsleiter von TV-Moderator Harald Schmidt. Vor dem Start des 112. Deutschen Wandertags in Brandenburg vom 20. bis 25. Juni erklärt er im dpa-Interview, was es Neues gibt auf den Wegen und Pfaden in Deutschland.

Welche aktuellen Entwicklungen können Sie in der deutschen Wanderwelt ausmachen?

Andrack: Der Trend geht zu immer kürzeren Wegen. Die Premiumwege etwa waren am Anfang ja meist 18 bis 20 Kilometer lang, dann ging es auf 12 und 15 Kilometer. Mittlerweile werden ganz viele Wege neu zertifiziert, die haben manchmal nur sechs Kilometer. Das ist super. Gerade wenn man mit der Familie geht, mit Kindern, dann kann man die leichter motivieren. Die Erlebnisdichte ist sehr hoch. Man kann ja auch beim Wandern was Schönes erleben, wenn es kurz ist.

Wer mal die ausgetretenen Pfade verlassen will, haben Sie für den einen Tipp?

Andrack: Was auch schön ist, ist Orientierungswandern - das man einfach sagt: Dahinten ist der Berg, da will ich hin, egal wie. Auch mal quer durchs Feld, über einen Bach. Das funktioniert auch mit einem Aussichtsturm oder einer Burg. Einfach losgehen, aber nicht einen markierten Weg, sondern einfach auf das Ziel zu. Das macht schon Spaß. Und gibt auch eine Befriedigung, wenn man es geschafft hat und nicht tausend Leute haben vorgearbeitet und den Weg markiert.

Wie erklären Sie sich die neue deutsche Lust am Wandern?

Andrack: Die bedient natürlich sehr viele Trends, die sowieso zur Zeit in der Luft liegen. Raus in die Natur ist schon sehr gefragt. Oder das Thema Nachhaltigkeit, man muss nicht immer in den Flieger steigen. Ganz plakativ gesagt: Ballermann ist out, deutsches Mittelgebirge ist in. Fürs Wandern brauche ich auch keine riesige Ausrüstung, ich brauche keine Lehrgänge. Wer von Tennislehrer auf Wanderlehrer umschult, wird wohl ziemlich arm, denn man geht halt einfach los.

In den vergangenen Jahren sind zahlreiche neue Wege ausgezeichnet worden. War das nötig?

Andrack: Die Deutschen haben nach neuen Wegen gedürstet. Vor über 100 Jahren haben die Wandervereine mal angefangen, Wege zu markieren und jetzt gibt es seit zehn Jahren die Premiumwege - und die werden angenommen. Absolut. Sowohl von neuer Kundschaft, als auch von der alten. Die Faszination am Wandern macht ja neben dem Naturerlebnis auch die Abwechslung aus. Es ist nicht wie beim Joggen, mit der üblichen Runde, sondern man geht ja immer neue Wege. Wenn man einen Weg toll fand, dann geht man den nicht viermal im Jahr, sondern dann gucke ich mir mal was Neues an. Da kann das Angebot fast nicht groß genug sein.