Kino-Amokläufer entgeht Todesstrafe

Centennial (dpa) - Dem Mann, der vor drei Jahren in einem Kino der US-Stadt Aurora 12 Menschen getötet und 70 verletzt hatte, bleibt die Todesstrafe erspart. Stattdessen wird der 27-jährige James Holmes den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen.

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Die zwölf Geschworenen im Prozess in Centennial (Bundesstaat Colorado) beendeten am Freitag ihre Beratungen, ohne sich auf die Todesstrafe einigen zu können. Sie verurteilten Holmes damit automatisch zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung. Familienmitglieder der Opfer äußerten sich enttäuscht.

Richter Carlos Samour wird der „Denver Post“ zufolge die Strafe offiziell zum Abschluss einer letzten Anhörung vom 24. bis 26. August verkünden. Dann werden die Angehörigen der Opfer und Holmes noch einmal Gelegenheit haben, das Wort zu ergreifen. Das Strafmaß hatte der Angeklagte am Freitag im Gerichtssaal ohne Regung zur Kenntnis genommen. Dagegen war im Zuschauerraum mehrfach kurzes Schluchzen zu hören, Angehörige senkten ihre Köpfe und weinten.

Die Geschworenen hatten gut sechs Stunden lang über zwei Tage hinweg darüber beraten, ob Holmes in die Todeszelle geschickt werden soll. Für ein solches Urteil wäre Einstimmigkeit nötig gewesen. Diese scheiterte jedoch hauptsächlich an einem einzelnen Jury-Mitglied, das vehement auf einer Verschonung beharrte, wie eine Geschworene schilderte. Es sei rasch klar gewesen, dass sich dieses Mitglied nicht umstimmen lassen würde.

Holmes hatte im Juli 2012 während einer „Batman“-Filmpremiere das Feuer auf Kinozuschauer eröffnet. Im Prozess plädierte er auf Unzurechnungsfähigkeit zur Tatzeit. Anklagevertreter hatten zwar eingeräumt, dass Holmes psychisch krank sei - er sei aber durchaus in der Lage gewesen, „falsch“ und „richtig“ zu unterscheiden. Die Geschworenen folgten diesem Argument und sprachen ihn in einer ersten Prozessphase schuldig. Bei den Beratungen über das Strafmaß wog die psychische Krankheit dann den Schilderungen zufolge aber für das einzelne Jury-Mitglied schwer genug, um die Todesstrafe abzulehnen.

Vielen Angehörigen der Opfer fiel es schwer, das Jury-Urteil zu akzeptieren. „Das ist keine Gerechtigkeit“, zitierte CNN den Großvater einer Getöteten. „Er lebt, er atmet. Unsere Liebsten sind tot.“ Einige betroffene Familien hätten den sogenannten Batman-Mörder sterben sehen wollen, schrieb CNN unter Berufung auf Sandy Philipps, die bei dem Blutbad ihre Tochter verloren hatte. Für sie und ihren Mann sei die Todesstrafe nicht entscheidend gewesen. „Heute fiel es mir schwer, das Urteil für die anderen Familien zu akzeptieren“, wurde Philipps von Medien zitiert. Viele Familien seien sehr aufgebracht, sagte sie.

Holmes war zunächst unbewaffnet in das Kino gekommen, dann während des Films herausgeschlichen und mit militärischer Ausrüstung wie Helm und Schutzkleidung zurückgekommen. Einige Zuschauer hielten ihn für einen Fan mit Kostüm. Dann schoss er erst mit einer Schrotflinte, dann einem Sturmgewehr und schließlich einer Pistole in die Menge. Das jüngste Opfer war eine Sechsjährige. Ihre Mutter ist seit dem Attentat fast völlig gelähmt, zudem hatte sie einige Tage nach dem Amoklauf eine Fehlgeburt.

Holmes musste sich in 165 Anklagepunkten verantworten: Für jeden der zwölf Toten war Holmes des Mordes und des Totschlags angeklagt, für jeden der 70 Verletzten des versuchten Totschlags und versuchten Mordes - das ergibt 164 Fälle. Der letzte und 165. Fall bezog sich auf die Sprengsätze, mit der er seine Wohnung versehen hatte. Vor drei Wochen war Holmes in allen Punkten schuldig gesprochen worden.

Beim Hearing Ende August wird Richter Samour neben der Verkündung der lebenslangen Strafe für die Morde das Strafmaß in den übrigen Punkten festsetzen. Da Holmes ohnehin nie mehr die Gefängniszelle verlassen wird, hat das aber praktisch keine Bedeutung mehr.

Holmes Eltern äußerten sich zunächst nicht öffentlich zu dem Urteil. In einer Pressemitteilung ließen sie ihre Anwältin Lisa Damiani erklären, dass sie den Vorfall ebenso wie das enorme Leid und den Verlust der Opfer und Familien zutiefst bedauerten, wie CNN berichtete.