Klinkenputzen für Frequenzen

Ernst Elitz (70) gründete 1994 gegen Widerstände das Deutschlandradio — nationaler Hörfunk für ein vereintes Land.

Berlin. Er lebt nach dem Prinzip, sich immer für das Neue zu interessieren, „denn das Alte kennt man ja schon, und neugierig war ich schon immer“: Ernst Elitz, der am Sonntag 70 Jahre alt wurde, hat nicht nur als Journalist bei der ARD, beim ZDF und „Spiegel“ Geschichte begleitet und miterlebt — er hat als Gründungsintendant des Deutschlandradios nach der Wiedervereinigung selbst Rundfunkgeschichte geschrieben.

„Das war schon eine einmalige Sache, wir mussten Ost und West zusammenbringen, im Personalbereich und bei den Hörern“, wozu der Rundfunk im amerikanischen Sektor (Rias) in West-Berlin und der Deutschlandsender Kultur der DDR gehörten.

„Da gab es auch medienpolitische Widerstände zu überwinden, denn es gab Leute, die den neuen nationalen Hörfunk als Konkurrenz nicht besonders liebten, in den Ländern zum Beispiel, vor allem in den südlichen“, erinnert sich Elitz in einem Gespräch. Der Kampf um UKW-Frequenzen begann. Elitz reiste von Bundesland zu Bundesland. So wurde aus dem Journalisten ein „medienpolitischer Manager“, was ihm aber auch Freude machte: „Ich konnte damit auch gestalten.“

Angefangen hatte alles nach dem Studium an der Freien Universität Berlin (FU) in der Hauptabteilung „Kulturelles Wort“ 1966 beim Rias. Bald arbeitete Elitz auch für Zeitungen und Zeitschriften, für das SPD-Blatt „Vorwärts“ beobachtete er die Studentenrebellion der 68er. In den 1970er Jahren kam er zum ZDF, wo er ab 1983 das „heute-journal“ moderierte. Beim Magazin „Kennzeichen D“ nahm er das getrennte Deutschland ins journalistische Visier. „In der DDR war das eine Kultsendung, weil die Menschen dort spürten, dass es uns nicht darum ging, den Westen schön zu zeichnen.“

In den 80er Jahren wechselte er zum Süddeutschen Rundfunk und wurde mit der lange Jahre von Emil Obermann geleiteten Diskussionssendung „Pro & Contra“ zu einem Pionier des interaktiven Fernsehens. „Teledialog“ nannten sich die Zuschauerbefragungen zu strittigen Themen.

„Damit waren wir aber der Zeit noch etwas voraus, die Rundfunkräte schafften das erstmal wieder ab. Es war den Herrschaften doch etwas unheimlich, dass da plötzlich zehntausende Menschen anriefen und ihre Meinung sagten. Das war einfach noch nicht im Trend der Zeit. Umso schöner, dass das heute selbstverständlich ist.“

Mittlerweile ist das Deutschlandradio ein nationaler Hörfunksender. „Es ist uns gelungen, den Altersdurchschnitt des Publikums zu senken. In der ARD liegt er etwa bei 60plus, beim Deutschlandfunk bei 54 und beim Deutschlandradio Kultur sogar bei 46 Jahren. Es sind die jüngsten Programme im Kultur- und Informationsbereich, und das national.“ Dazu gehört auch Dradio Wissen, das Elitz noch in seiner Intendanten-Zeit, die 2009 endete, auf den Weg gebracht hat.