Kölner „Leichen-Skandal“: Professor begeht Selbstmord - Universität bestreitet Vorverurteilung
Köln (dpa). Im „Leichen-Skandal“ am anatomischen Institut der Universität Köln bestreitet die Hochschulleitung jede Vorverurteilung des ehemaligen Institutsleiters. Der 66-Jährige Professor hatte sich am Freitag das Leben genommen, nachdem bundesweit über die Missstände an seinem ehemaligen Institut berichtet worden war.
„Alle hier sind furchtbar niedergeschlagen“, sagte Universitätssprecher Patrick Honecker dazu am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Der Tod des hochverdienten Wissenschaftlers sei schockierend. Gleichzeitig habe die Universität jedoch nicht anders handeln können.
Sie sei verpflichtet gewesen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten, nachdem sich herausgestellt habe, dass drei Leichen nicht mehr hätten zugeordnet werden können. Die Universität habe dies jedoch nicht nach außen getragen, vielmehr hätten sich kurz nach dem Gang zur Staatsanwaltschaft einzelne Medien bei der Universität gemeldet. Unter diesen Umständen habe man natürlich zu den Vorwürfen Stellung nehmen müssen. Es sei jedoch niemand vorverurteilt worden. „Wir haben in keiner Pressekonferenz auf einen Namen verwiesen“, betonte Honecker.
An dem Institut sollen mindestens 80 Leichen, die der Anatomie zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt worden waren, nicht oder zu spät bestattet worden sein. In drei Fällen konnte die Identität der Toten nicht festgestellt werden.
Die Unregelmäßigkeiten waren nach Angaben der Universität einige Monate nach der Pensionierung des früheren Institutsleiters bekanntgeworden. Dieser soll bei seinen Studenten sehr beliebt gewesen sein. Vor dem Institut sind in den vergangenen Tagen viele Blumen, Kerzen und Briefe für ihn niedergelegt worden.