König Felipe kürzt sein eigenes Gehalt
Madrid (dpa) - Spaniens König Felipe VI. versetzt seine Landsleute in schwierigen Zeiten in Entzücken.
Zunächst griff der smarte Monarch im Hospital für Querschnittsgelähmte zu den Schlägern und spielte im schicken Anzug mit Rollstuhlfahrern Tischtennis und Badminton. Nach gekonnten Schlägen ließ der 47-Jährige verkünden, dass er sein eigenes Gehalt um ein Fünftel kürzt. Da musste sogar die einflussreiche, monarchiekritische Zeitung „El Mundo“ am Mittwoch so etwas wie einen Knicks machen. „Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, lautete die Überschrift eines Leitartikels.
Die Kürzung war in Kneipen, Cafés und Märkten bald eines der Hauptthemen der gesprächslustigen Madrileños. „Ich bin prinzipiell gegen Monarchien und erst Recht gegen unsere, aber diesen Felipe muss man einfach liebhaben“, sagt Rentnerin María Ángeles vor einem Früchtestand - und erntet prompt die Zustimmung der Umstehenden.
Der Beliebtheitsgrad der Casa Real ist in den vergangenen Jahren im Zuge von Wirtschaftskrise und Rekordarbeitslosigkeit, aber auch wegen einer Serie nicht endender Affären um die Royals abgesackt. Der Tiefpunkt wurde kurz vor der Abdankung von Felipes Vater Juan Carlos im Frühling 2014 erreicht, als die Spanier der Monarchie in der Umfrage des staatlichen Meinungsforschungs-Instituts CIS nur noch eine Note von 3,7 auf der Skala von 1 bis 10 gaben.
Bis 2004 war die Monarchie bei den CIS-Umfragen noch mit Noten von bis zu 7,5 die beliebteste Institution des Landes gewesen. Aber dann überschlugen sich seit 2011, 2012 die Negativschlagzeilen: Eine ominöse Elefantenjagd von Juan Carlos in Botsuana, Medienberichte über angebliche Seitensprünge des Familienchefs und immer mehr Gesundheitsprobleme des Königs. Und dann spitzte sich auch noch der Korruptionsskandal um Schwiegersohn Iñaki Urdangarín immer mehr zu.
Der Sturm über dem Zarzuela-Palast nordwestlich von Madrid ist nicht vorüber. Im Gegenteil: In der zweiten Jahreshälfte muss Urdangarín-Gattin Cristina, eine der beiden Schwestern von Felipe, auf Mallorca - dort, wo die Königsfamilie seit den 70ern ihren Sommerurlaub verbringt - wegen des Finanzskandals unter dem Vorwurf des Steuerbetrugs auf die Anklagebank. Kein direkter Verwandter eines spanischen Königs erlebte jemals eine solche Demütigung.
Kein Wunder, dass die Royals zuletzt unbeliebter als etwa Polizei, Streitkräfte oder Medien waren. Es hat seit Monaten keine neue Umfrage gegeben, aber „El Mundo“ ist davon überzeugt, dass Felipe - der bei seiner Thronbesteigung im Juni „Integrität, Ehrlichkeit und Transparenz“ versprochen hat - langsam aber sicher eine Wende herbeiführt. „Er hat die Botschaft verstanden.“
Dabei hat der König mit dem Saubermann-Image mit seiner jüngsten „Sparmaßnahme“ zwar Genügsamkeit, Imagebewusstsein und Klugheit an den Tag gelegt, den spanischen Steuerzahler aber nicht wirklich entlastet. Das Gesamtbudget des Königshauses wird von der Regierung bestimmt und bleibt nach mehreren Kürzungen seit 2010 diesmal mit 7,78 Millionen Euro im Vergleich zu 2014 unverändert.
Zudem muss Felipe nicht wirklich mit geringeren Bezügen auskommen, denn auch nach der Thronbesteigung bekam er noch bis Ende 2014 das Kronprinzen-Gehalt von 146 000 Euro. Er reduziert aber immerhin das Königsgehalt, das sein Vater bekommen hatte, um 58 000 auf 234 000 Euro Brutto pro Jahr. Die europäischen Monarchen, die ihre Bezüge offenlegen, stecken alle deutlich mehr ein. König Willem-Alexander zum Beispiel, der in den Niederlanden seine 825 000 Euro pro Jahr - anders als Felipe - auch nicht versteuern muss.
Unterdessen erhöht der „moderne Monarch“, so wird Felipe von Medien genannt, den für „Technologie-Investitionen“ vorgesehenen Betrag um fast 200 Prozent auf 230 000 Euro. „Ein Mann wie er im Buche steht!“, ruft María Ángeles auf diese Zahlen angesprochen.
Felipe düfte froh sein. Am Horizont ziehen aber dunkle Wolken auf. Im Prozess gegen Cristina fordert die Gewerkschaft Manos Limpias (Saubere Hände) als Nebenkläger acht Jahre Haft für die 49-jährige Infantin. Und Juan Carlos muss sich bald einer Vaterschaftsklage einer Hausfrau aus Belgien stellen. „Furchtbare Schläge für die Monarchie“, meint Königshaus-Experte Fernando Ónega. Die Folgen negativer Urteile, meinen journalistische Beobachter, seien nicht abzuschätzen.