Kopftuch statt Badehaube

In NRW gibt es derzeit rund 300 000 muslimische Schüler. Vor allem beim Schulsport häufen sich die Probleme mit jungen Muslima. Mit einer Broschüre will NRW-Integrationsbeauftragter Thomas Kufen (CDU) Lösungen anbieten.

<strong>Düsseldorf/Remscheid. Kopftücher im Sportunterricht, Ganzkörperbadeanzüge beim Schwimmen: Längst sind das Alltagssituationen an Schulen in NRW, sie sorgen aber immer wieder für Unsicherheit bei Lehrern, Frust bei Schülern, Ärger bei Eltern. Mit einer so genannten "Handreichung", also einem schriftlichen Ratgeber, will NRW-Integrationsbeauftragter Thomas Kufen (CDU) nun einen Weg aus dem Dilemma zwischen Unterricht und tief verwurzeltem muslimischen Glauben zeigen.

Eine generelle Befreiung vom Sport lehnen die Experten ab

In NRW gibt es derzeit rund 300 000 muslimische Schüler. "Probleme gibt es nur mit ganz wenigen", betonte Kufen. Gleichwohl nehmen die Konfliktfälle zu - daher die Broschüre. In ihr sind Empfehlungen enthalten, entscheiden müssen stets die Lehrer in Übereinstimmung mit dem Schulrecht.

Aktuell schlägt der Fall einer muslimischen Realschülerin in Remscheid hohe Wellen. Erstmals wird dort ein Streit zwischen Eltern und Schulleitung juristisch ausgetragen - und entwickelte sich gar zum Politikum.

In der Praxis wird den Sonderwünschen dennoch meist stattgegeben - so will es auch die Bezirksregierung. Benennen die Eltern gute Gründe für ihr Ansinnen, soll ihrem Willen entsprochen werden, lautet die gängige Direktive aus Düsseldorf. Sogar an Grundschulen kommt es deshalb vor, dass siebenjährige Mädchen nicht mitschwimmen dürfen. Den Schulleitern bleibt wahlweise Resignation oder mühsame Überzeugungsarbeit.

"Entrüstung hilft hier nicht", erklärte etwa Alfons Lück-Lilienbeck, Leiter der Remscheider Albert-Einstein-Gesamtschule. "Man muss die Anliegen der Eltern ernst nehmen und versuchen, sie im Gespräch zu überzeugen." Gelingt dies nicht, treiben die Mädchen meist auf dem Trockenen Sport, während ihre Mitschüler im Becken herum toben.

Thomas Kufen: ist seit 2005 durch die Berufung von Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers Integrationsbeauftragter der NRW-Landesregierung und seit 2006 Vorsitzender des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen beim Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration. Darüber hinaus ist Kufen seit 2006 stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Zentrum für Türkeistudien in Essen.

Selbsteinschätzung: Über sich selbst sagt der 1973 in Essen geborene CDU-Politiker, seine Stärke sei das konzentrierte Zuhören, seine Schwäche sei eine gewisse Ungeduld. Eine gelungene Integration von Migranten und deren Kindern bedingt seiner Ansicht nach vor allem das Erlernen der deutschen Sprache. Seine wichtigste politische Herzensangelegenheit ist daher nach eigenem Bekunden: "Dass jedes Kind schon vor der Einschulung altersgerecht die deutsche Sprache beherrscht."