G20-Gipfel in Hamburg Künstler protestieren mit Lesung und Musik
Hamburg (dpa) - Künstler und Aktivisten wie Auma Obama, Konstantin Wecker, Günter Wallraff, Mathieu Carrière und Samy Deluxe haben kurz vor dem G20-Gipfel in Hamburg eine klare Botschaft an Donald Trump und Co. gesendet.
Bei einer Sonderausgabe des Literaturfestivals „Lesen ohne Atomstrom - Die erneuerbaren Lesetage“ lasen sie am Mittwochabend im kleinen Saal der Laeiszhalle aus den Werken „Empört Euch!“ und „Engagiert Euch!“ von Stéphane Hessel - einem der Autoren der UN-Menschenrechtserklärung. „Wir rufen alle Bürger auf, ihre Stadt nicht den G20 zu überlassen - sondern sich an den vielfältigen Protesten zu beteiligen“, sagte Organisator Frank Otto vom veranstaltenden Verein Kultur für alle.
Vor Beginn der Lesung hatte Haidi Giuliani, die Mutter von Carlo Giuliani, der bei den Protesten gegen den G8-Gipfel 2001 in Genua von einem Polizisten erschossen worden war, an die damaligen Ereignisse erinnert. „Ich fand es normal, dass mein Sohn an so einer Veranstaltung teilnimmt“, sagte die Autorin. Bis jetzt seien die Ereignisse in Genua nicht vollständig aufgeklärt worden.
Anschließend lasen die Künstler abwechselnd und in verschiedenen Sprachen aus dem Manifest von Hessel, das 2010 veröffentlicht worden war. Der französische Widerstandskämpfer und UN-Diplomat kritisierte in der Schrift mit Vehemenz zahlreiche gegenwärtige politische Entwicklungen, insbesondere in Hinsicht auf die damalige Finanzkrise und deren Folgen, und rief zum politischen Widerstand auf. „Die ärmsten Menschen verdienen weniger als zwei Dollar am Tag. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich diese Kluft weiter vertieft“, las etwa die Schauspielerin Renan Demirkan vor.
Schauspieler Thomas Thieme stellte fest: „Eine echte Demokratie braucht die Freiheit der Presse. Und genau dies ist heute in Frage gestellt.“ Am Ende appellierte Hessel an die jüngere Generation, sich zu engagieren. Wenn auch die Komplexität der gesellschaftlichen Strukturen und Beziehungen keine einfachen Erklärungen erlaube, so sei doch „das Schlimmste, was man sich und der Welt antun“ könne, die Gleichgültigkeit gegenüber den politischen Verhältnissen.
Am Ende der Veranstaltung sangen Konstantin Wecker sowie die Beginner und Samy Deluxe. „Ich will keinen Stress, ich bin Pazifist. Ich will nur, dass Donald Trump sich schnell aus meiner Stadt verpisst“, hieß es in einem Statement des Rappers. Anschließend zogen die Teilnehmer friedlich zu den rund 200 Meter entfernten Messehallen, wo sich am Freitag und Samstag die Staats- und Regierungschefs der 20 Top-Wirtschaftsmächte treffen.