Künstliche Fingernägel begünstigen auf Dauer Infektionen
Berlin (dpa/tmn) - Gepflegte Fingernägel sind ein Schmuck für jede Hand. Ob künstliche Exemplare ihren Träger verschönern, ist vieldiskutierte Ansichtssache. Allerdings: Dauerhaftes Aufhübschen mit Hartgel oder anderen Methoden kann der Nagelgesundheit schaden.
Oft werden Naturnägel im Nagelstudio mit speziellem Gel verschönert. Unter UV-Licht härtet das Gel aus. Dadurch gelange keine Luft an die Nägel, erklärte Gertraud Kremer vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Immer wieder komme eine neue Gelschicht drauf, wenn etwas abplatzt oder nicht mehr schön ist, sagte die in Berlin niedergelassene Hautärztin. „Wird der Nagel so über längere Zeit ohne Sauerstoff gehalten, verschlechtert sich die Nagelqualität erheblich.“
Künstliche Fingernägel zum Aufkleben sind auf Dauer allerdings auch keine Alternative. Wer darauf nicht ganz verzichten möchte, sollte sie nur kurzfristig, beispielsweise für besondere Anlässe, verwenden und ansonsten den natürlichen Nagel pflegen und stärken. „Eine Faustregel, wie lang Kunstnägel auf den Fingern bleiben dürfen und wie lange danach pausiert werden sollte, gibt es nicht“, sagte Kremer. Das sollte jeder nach eigenem Ermessen entscheiden.
Patienten, die ihre künstlichen Nägel nicht mehr haben wollen, kommen oft zu Kremer in die Praxis. „Die natürlichen Nägel sind dann ganz weich und verfärbt und können das Nagelbett nicht mehr schützen.“ Empfindliche Stellen können bei Druck schnell schmerzen oder verletzt werden. „Jede Verletzung kann dann Eintrittspforte für Pilze und Viren sein oder Warzenbildungen begünstigen“, erläuterte Kremer.
Vor allem bei der Haus- und Gartenarbeit haben die Keime es leicht, in die angegriffenen Nägel einzudringen und Infektionen hervorzurufen. „Deshalb sollten Betroffene bei solchen Arbeiten Schutzhandschuhe anziehen“, empfiehlt die Hautärztin. Vorbeugende Pflege bei künstlichen Nägeln gebe es nicht, aber mit der richtigen Nachsorge lasse sich die Genesung der angegriffenen Nägel beschleunigen. „Entscheidend beim Nagelwiederaufbau sind glyzerin- oder harnstoffhaltige Cremes, die den Nagel stärken.“
Das Beste sei aber, den eigenen Nagel durch gute Pflege gesund und schön zu halten, etwa durch regelmäßiges, massierendes Eincremen. Patienten mit besonders angegriffenen Nägeln empfiehlt Kremer auch Nahrungsergänzungsmittel mit Biotin H, Keratin oder schwefelhaltigen Aminosäuren. Aus diesen Substanzen könne der Körper Hornmaterial herstellen, um das Nagelwachstum anzuregen und den Nagel zu stärken.