Kultur-Vorschau: Was 2015 zu erwarten ist
Berlin (dpa) - Das belgische Mons und das tschechische Pilsen (Plzen) sind im Jahr 2015 Kulturhauptstadt Europas (und lösen Lettlands Hauptstadt Riga und das schwedische Umeå ab). Die Oscar-Verleihung geht am 22. Februar über die Bühne.
Bei der Frankfurter Buchmesse heißt der Ehrengast im kommenden Jahr Indonesien. Wichtige Jubiläen gibt es rund um den niederländischen Maler Vincent van Gogh (125. Todestag) und den Maler Lucas Cranach der Jüngere (500. Geburtstag).
Ein Ausblick nach Sparten:
Der Berliner und frühere HAU-Chef (Hebbel am Ufer) Matthias Lilienthal tritt im Sommer zur Spielzeit 2015/16 als neuer Intendant der Münchner Kammerspiele an. Er löst Johan Simons nach fünf Jahren ab, der dann Ruhrtriennale-Intendant als Nachfolger von Heiner Goebbels wird. Beim 52. Theatertreffen in Berlin (1. bis 17. Mai) wird womöglich wieder viel aus München und Berlin zu sehen sein - etwa vom Gorki-Theater. Die Auswahl der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen soll bereits am 2. Februar bekanntgegeben werden.
„Fifty Shades of Grey“-Fans erwarten gespannt die Verfilmung der fesselnden Sexfantasie-Romane von E.L. James. Kinostart in Deutschland von „Shades of Grey - Geheimes Verlangen“ mit Jamie Dornan und Dakota Johnson soll Mitte Februar sein. Im November kommt dann „Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 2“, der Abschluss der Saga, ins Kino. Als deutsche Filme sind etwa „Fack ju Göhte 2“ (voraussichtlich im September) und die Verfilmung des Hape-Kerkeling-Bestsellers „Ich bin dann mal weg“ mit Devid Striesow in der Hauptrolle angekündigt. Außerdem steht der inzwischen 24. „James Bond 007“-Film an, der vierte mit Daniel Craig in der Hauptrolle. Der Agenten-Actionfilm von Sam Mendes soll „Spectre“ heißen - der gebürtige Wiener und Oscar-Preisträger Christoph Waltz spielt den Bösewicht Oberhauser.
Die Golden Globes als Vorboten der Oscars gehen am 11. Januar im Beverly Hilton Hotel in Beverly Hills über die Bühne. Die Filme „Birdman“ und „Boyhood“ haben dabei die meisten Chancen. Vier Tage nach den Globes kommen die Nominierungen für die Oscars raus, die am 22. Februar zum 87. Mal verliehen werden. Zuvor werden bei der 65. Berlinale (5. bis 15. Februar) wieder die begehrten Bären vergeben - Jury-Präsident ist US-Filmemacher Darren Aronofsky („The Wrestler“). Das 68. Festival de Cannes (13. bis 24. Mai) wird sich wieder mit seinen Palmen als das meistbeachtete Filmfest der Welt inszenieren.
In Berlin steht - erstmals erst im Juni (statt Ende April oder Anfang Mai) - die Vergabe des Deutschen Filmpreises an (19. Juni). Mit dem neuen Termin will die Deutsche Filmakademie dazu beitragen, die bisherige Ballung der Starttermine für deutsche Filme in den ersten drei Monaten des Jahres zu entzerren.
In Locarno findet das 68. Filmfest (5. bis 15. August) statt, in Venedig das 72. Internationale Filmfestival (2. bis 12. September), und auch das immer wichtigere Toronto International Film Festival ist wieder im September. Der Europäische Filmpreis wird dann wieder Ende des Jahres (am 5. Dezember) verliehen - in einem ungeraden Jahr in Berlin, dem Sitz der Europäischen Filmakademie.
Die Leipziger Buchmesse (12. bis 15. März) verwandelt das angesagte sogenannte Hypezig wieder für ein paar Tage in den Mittelpunkt der lesenden Gesellschaft. 2015 rückt sie Israel in den Blickpunkt. Anlass für diesen Messeschwerpunkt sollen die seit 50 Jahren bestehenden deutsch-israelischen Beziehungen sein.
Verkündet wird wahrscheinlich im Juni wieder der Preisträger des Georg-Büchner-Preises, des wohl wichtigsten deutschen Literaturpreises (Verleihung ist dann im Herbst).
Die globale Intellektuellen-Szene schaut im Oktober wieder nach Stockholm, wo nach dem Franzosen Patrick Modiano der nächste Literaturnobelpreisträger verkündet wird. Geht die wichtigste Schriftsteller-Auszeichnung der Welt nach Asien, Afrika, Europa - oder doch endlich mal wieder in die USA? Philip Roth oder Bob Dylan, auch der Japaner Haruki Murakami wären nach Meinung vieler endlich dran.
Bei der Frankfurter Buchmesse (14. bis 18. Oktober) ist der Ehrengast im Jahr 2015 eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt: der muslimisch geprägte Inselstaat Indonesien.
Nach einem Jahr ohne Neuinszenierung gibt es bei den Bayreuther Festspielen (25. Juli bis 28. August) wieder eine neue Deutung einer Richard-Wagner-Oper zu sehen: Festspielchefin und Komponisten-Urenkelin Katharina Wagner inszeniert „Tristan und Isolde“. Premiere feiert das Werk zum Auftakt des Festivals; Dirigent ist Christian Thielemann. Katharina Wagners Regiearbeit wird durchaus mit Spannung erwartet. Bislang inszenierte sie einmal auf dem Grünen Hügel: 2007 führte sie bei „Die Meistersinger von Nürnberg“ Regie.
Bei den Salzburger Festspielen (18. Juli bis 30. August) wird im Jahr eins nach Alexander Pereira gespart. Drei Opern-Neuinszenierungen sowie insgesamt vier Wiederaufnahmen und Übernahmen soll es geben. Interimsintendant Sven-Eric Bechtolf, der bisher die Schauspielsparte des Festivals leitete, wird Mozarts „Le Nozze di Figaro“ inszenieren und damit seinen Mozart/Da Ponte-Zyklus komplettieren. Darüber hinaus soll es Neuproduktionen von Beethovens „Fidelio“ und Wolfgang Rihms Oper „Die Eroberung von Mexico“ geben. Das Schauspiel bringt neben dem „Jedermann“ Werke von Goethe, Shakespeare und eine „musikalische Neuadaption“ der „Dreigroschenoper“ von Brecht und Weill.
In München an der Bayerischen Staatsoper (dem aktuellen „Opernhaus des Jahres“ laut „Opernwelt“-Kritikerumfrage) will der Filmemacher Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“) die Strauss-Oper „Arabella“ (6. Juli) auf die Bühne bringen. Der Generalmusikdirektor Kirill Petrenko übernimmt unter anderem bei den Neuproduktionen der Donizetti-Oper „Lucia di Lammermoor“ (26. Januar) und der Alban-Berg-Oper „Lulu“ (25. Mai) die musikalische Leitung.
In Hamburg wird im Sommer der frühere Münchner Generalmusikdirektor Kent Nagano Nachfolger der Opern-Intendantin Simone Young.
In Berlin inszeniert an der Komischen Oper Intendant Barrie Kosky etwa „Eine Frau, die weiß, was sie will!“ von Oscar Straus (30. Januar) sowie „Moses und Aron“ von Arnold Schönberg (19. April).
An der Staatsoper in Berlin (noch immer gastierend im Schillertheater) inszeniert Michael Thalheimer den „Freischütz“ (18. Januar) von Carl Maria von Weber und Hans Neuenfels die Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ (14. Juni). Die Deutsche Oper Berlin hat Inszenierungen von Rolando Villazón (Puccinis „La Rondine“, 8. März) und von Philipp Stölzl (Gounods „Faust“, 19. Juni) im Programm.
In Dresden übernimmt an der Semperoper Chefdirigent Christian Thielemann die musikalische Leitung bei der romantischen Oper „Der Freischütz“ (1. Mai) von Carl Maria von Weber.
In Köln ist die Oper Köln nach wie vor ausgelagert - hauptsächlich in ein ehemaliges Musical-Zelt, genannt Oper am Dom. Das aus den 50er Jahren stammende Haupthaus am Offenbachplatz wird auch 2015 noch renoviert. Die spanische Gruppe La Fura dels Baus präsentiert dort zum Beispiel am Rheinufer „Das Lied der Frauen vom Fluss“ (16. Mai).