Kulturhauptstadt Kosice: Euphorie trotz Bauverzögerungen
Kosice/Bratislava (dpa) - Eine Woche nach Marseille in Frankreich hat auch Kosice (Kaschau) in der Slowakei am Wochenende das Festjahr als Kulturhauptstadt Europas 2013 gestartet.
Das Winterwetter verzögerte die schon für Samstag geplante Ankunft von EU-Kulturkommissarin Androulla Vassiliou auf Sonntag. Die slowakischen Medien wiederum kritisierten eine Reihe von Bauverzögerungen.
Mehrere wichtige Bauprojekte wie der Umbau einer stillgelegten Schwimmhalle in eine zentrale „Kunsthalle“ sowie die Renovierung des Ostslowakischen Museums und der Ostslowakischen Galerie als zwei der bisher größten Kultureinrichtungen der Stadt wurden nicht rechtzeitig zur Eröffnung fertig.
Die Organisatoren sprühten dennoch vor Euphorie: Der Rang als Kulturhauptstadt Europas 2013 werde Kosice bisher nie gekannte kulturelle Impulse bringen, die auch den Tourismus nachhaltig ankurbeln sollten, prophezeite der künstlerische Leiter Vladimir Beskid bei der Eröffnung. Es gehe nicht nur um eine Ansammlung von Kulturprojekten und Veranstaltungen, sondern um nicht weniger als die „Transformation einer Industriestadt zu einem Zentrum der Kultur und Kreativität“.
Den Auftakt am Samstagmorgen bildete aber noch in liebevoller Bescheidenheit ein „literarisches Frühstück“ mit Lesungen in mehreren Kaffeehäusern der Stadt für das einheimische Publikum. Auf internationale Aufmerksamkeit setzte dann der Höhepunkt der Eröffnungsfeiern am Sonntagabend. Dazu gehörten ein Galaprogramm für prominente Gäste im Staatstheater und eine „Grand Opening Show“ auf einer Freilichtbühne am Hauptplatz der Stadt.
Auch die rund 360 Events während des restlichen Jahres sollen eine möglichst breite Mischung bieten. „Von Kulturereignissen internationalen Formats mit Spitzenkünstlern aus aller Welt und allen Genres der europäischen Kunst bis hin zu lokalen Stadtteil-Kulturveranstaltungen“, beschrieb Beskid das Spektrum.
So wolle Kosice im Rahmen der „New Dance Days“ im Oktober und der „Welttage der Neuen Musik“ im November an künstlerischen Experimenten der internationalen Kulturszene teilhaben und sich dauerhaft mit ihr vernetzen. Zugleich will man aber auch die Bevölkerung der einzelnen Stadtteile Ausstellungen zu ihrer eigenen Alltagsgeschichte zusammenstellen lassen sowie Behinderte und Randgruppen als Kulturträger sichtbar machen.
Allein am Samstag, erstem Tag der zweitägigen Eröffnungsfeier, sollen nach Angaben von Oberbürgermeister Richard Rasi rund 100 000 Menschen an den verschiedensten Veranstaltungen teilgenommen haben. Bei einer Einwohnerzahl Kosices von nur knapp 250 000 eine beachtliche Zahl. Wer es nicht schaffte, selbst in die entlegene Ostslowakei zu kommen, konnte die Eröffnungsfeiern am Sonntagabend und andere Hauptveranstaltungen auf einer eigens eingerichteten Internetseite in Live-Übertragungen ansehen.