Kummerkasten für genervte Autofahrer
Bürger können jetzt melden, wenn an einer Baustelle nicht gearbeitet wird. NRW ist Spitzenreiter bei den Beschwerden.
Dortmund. Die Finger trommeln auf dem Lenkrad herum, weil es einfach nicht weiter geht. Stau in der Baustelle, Stau auf der Baustelle. Wenn sich auf „Schnarch-Baustellen“ nichts tut, darf der Autofahrer nun auf den Putz hauen — ganz offiziell.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat Anfang Oktober den Startschuss für die Aktion Baustellenmelder gegeben. Nach einer Woche haben rund 200 Autofahrer „Schnarch-Baustellen“ gemeldet. Mehr als ein Drittel und damit mit Abstand die meisten Beschwerden kommen aus Nordrhein-Westfalen. Zwar hat das Bundesland mit 2200 Kilometern Autobahn und 4770 Kilometern Bundesstraßen ein extrem dichtes Fernstraßennetz. Bayern weist allerdings mehr Kilometer auf, verzeichnet aber erst 20 Beschwerden.
Letztlich landen die Bürgerbeiträge in den Ländern. In NRW ist die Straßenbauverwaltung Straßen.NRW die richtige Adresse. „Jeder Bürger soll eine Antwort bekommen“, sagt Bernhard Meier in der Zentrale. Wenn sich Beschwerden zu einer Baustelle häufen, wird das Baustellenmanagement alarmiert.
Nicht jede offensichtlich verwaiste Baustelle hat aber gleich Schlamperei zum Hintergrund, betont der ADAC. „Es gibt viele technische Gründe, warum eine Baustelle unbespielt ist“, sagte Peter Meintz vom ADAC Westfalen in Dortmund.
Auf der A 40 bei Bochum sollten zum Beispiel Fahrbahnmarkierungen aufgebracht werden. Dafür muss es trocken sein. Es hat aber tagelang geregnet. Da tat sich dann eben nichts. Und dann geht auch schon mal eine Firma mitten in der Bauphase pleite.
Meintz sagt: „Wir begrüßen die Aktion, weil damit ein Kummerkasten geschaffen worden ist.“
Straßen.NRW gibt zu, dass nicht immer alles optimal läuft. Allein wenn eine Firma, die den Zuschlag bekommen hat, ihre Arbeiter zeitweise an anderer Stelle einsetzt, sei nichts zu machen. Dann gibt es auch Phasen, an denen die Baustellenarbeiter einfach mal unsichtbar sind. Entweder haben sie Pause oder schweißen — wie in Dortmund beim Neubau der Schnettkerbrücke — unter der Brücke.